Wochenausblick Aktien: US-Konjunktursorgen verflogen, Zinssenkungserwartungen geblieben

veröffentlicht am 22. August 2024

Wochenausblick Aktien: US-Konjunktursorgen verflogen, Zinssenkungserwartungen geblieben

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Das Bild einer möglichen Rezession in den USA ist inzwischen wieder ausgepreist. Die damit verbundenen Zinssenkungserwartungen an die Fed dagegen nicht. Der Markt scheint vorsichtig optimistisch.

Die vergleichsweise starken Einzelhandelszahlen aus den USA letzte Woche haben die Konjunktursorgen der Märkte vertrieben. Auch das Konsumentenvertrauen erscheint weiterhin robust. Die jährliche Revision der Arbeitsmarktdaten fiel mit einer Reduktion von 818 Tausend Stellen in den zwölf Monaten bis März 2024 zwar so hoch aus wie seit 2009 nicht mehr. Doch wurden aufgrund der August-Veröffentlichungen bereits schwächere Zahlen erwartet. Die Vorstellung einer gesunden Abkühlung (Softlanding) verbunden mit kräftigen Leitzinssenkungen scheint wieder vorherrschend.

In der Euro-Zone stellt sich die Lage dagegen wenig verändert dar. Die Konjunkturaussichten – insbesondere für Deutschland – bleiben trüb. Die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie liegen deutlich unter der Wachstumsschwelle, die für die Dienstleistungen leicht darüber. Nachdem auch die Zinssenkungserwartungen an die EZB weitgehend gleichgeblieben sind, konnte der Euro von der US-Dollar-Schwäche profitieren und über die Schwelle von 1,10 US-Dollar pro Euro steigen.

Die Akteure an den Aktienmärkten scheinen zwar vorsichtig, aber grundsätzlich zuversichtlich zu sein. Die Verluste von Anfang August sind wieder aufgeholt und wurden bei vielen Indizes sogar überkompensiert. So steht beispielsweise der S&P 500 mit 5.621 Punkten wieder nahe seinem letzten Hoch. Insgesamt erscheint der Markt in einem „neuen alten Gleichgewicht“ und es bedarf frischer Impulse für einen neuen Trend.

Wie geht es weiter?

Die Augen des Marktes werden morgen auf die Rede des Fed-Chefs Powell im Rahmen des Zentralbank-Symposiums in Jackson Hole gerichtet sein. Zwar dürfte er die Einleitung des Zinssenkungszyklus im September bekräftigen, könnte jedoch die unserer Meinung nach übertriebenen Erwartungen des Marktes, die bis Jahresende in Summe ein Minus im Umfang eines vollen Prozentpunktes sehen, etwas dämpfen. Dies könnte dann die längerfristigen US-Renditen leicht steigen lassen, was auch den US-Dollar etwas stärken würde.

In Deutschland werden die neuen Zahlen des ifo-Geschäftsklimaindex am Montag mit Spannung erwartet. Auf den derzeit wichtigsten Gradmesser für die US-Konjunktur muss man dagegen noch etwas warten. Der Arbeitsmarktbericht für August erscheint erst am 6. September.
Nicht zuletzt hat auch der Quartalsbericht des KI-Riesen Nvidia nächsten Mittwoch das Potenzial, den Gesamtmarkt in die eine oder die andere Richtung zu ziehen.

Bevor es frische Impulse gibt und sich ein neuer Trend abzeichnet, gilt es, sich taktisch neutral zu halten. Strategisch ist man ohnehin mit einer ausgewogenen Mischung aus festverzinslichen Wertpapieren, Aktien und alternativen Anlagen am besten aufgestellt.

Stand 22.08.2024