Wochenausblick Aktien: Holpriger Monatsauftakt

veröffentlicht am 5. September 2024

Wochenausblick Aktien: Holpriger Monatsauftakt

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Nach einem letztendlich noch recht guten August kam es in den ersten Handelstagen des Septembers zu einem Abbröckeln der Rallye an den Aktienmärkten. Dies galt insbesondere für einige hoch bewertete US-Technologiewerte, die im Jahresverlauf eine besonders gute Entwicklung gezeigt hatten. Aktien aus bisher vernachlässigten Branchen wie Nahrungsmittel und Getränke oder Versorger wiesen dagegen eine positive Bewegung auf.

Grund waren schwächere Wirtschaftsdaten aus den USA, hier insbesondere die Statistik über monatliche Jobbeginne (JOLTS), die nach dem Wert im Juni, für den die Zahlen abwärts revidiert wurden, einen nochmaligen Rückgang im Juli zeigten. Auch blieb der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA mit 47,2 Punkten unter den Erwartungen.

Steigende Befürchtungen vor einer wirtschaftlichen Abschwächung in China und den USA sorgten trotz Signalen, dass die Länder der OPEC+ eine eigentlich geplante Erhöhung der Fördermenge im Oktober nicht mehr umsetzen wollen, für deutlich sinkende Rohölnotierungen.

Wie geht es weiter?

In der kommenden Woche steht eine Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) an, auf der über die Leitzinsen entschieden wird. Die EZB hatte schon vor längerer Zeit angekündigt, dass der Abstand zwischen Hauptrefinanzierungssatz und Einlagesatz auf 15 Basispunkte verkürzt werden soll. Da aufgrund der insgesamt abwärts gerichteten Inflationsentwicklung eine Leitzinssenkung erwartet wird, gehen wir davon aus, dass der für die Kapitalmärkte derzeit wichtigere Einlagesatz um 25 Basispunkte gesenkt wird, der Hauptrefinanzierungssatz um 60 Basispunkte (25 Basispunkte neue Senkung zuzüglich 35 Basispunkte aus der Verkürzung des Abstandes).

Für die Aktienmärkte erwarten wir keine neuen Impulse aus dem anstehenden Zinsentscheid der EZB.

In der Folgewoche wird dann auch die US-Notenbank über den weiteren Zins-Kurs entscheiden. Klar ist nach den Daten der vergangenen Wochen, dass die Richtung insgesamt abwärtsgerichtet ist. Wir gehen hier von Zinssenkungen bis zum Jahresende von insgesamt mindestens 75 Basispunkten aus.

Wurden schwächere Wirtschaftsdaten in den vergangenen Monaten von Aktieninvestoren eher positiv gewertet, da sie als eine Bestätigung für sinkende Leitzinsen gesehen wurden, dürfte sich das Bild mittlerweile gedreht haben: Fallen Daten, z. B. der US-Arbeitsmarktbericht morgen, deutlich schwächer als erwartet aus, dürfte dies die Sorgen vor einer schwächeren Konjunktur eher beflügeln und damit Druck auf die Gewinne der Unternehmen ausüben. Ähnliches sollte für stärker als erwartet ausfallende Zinsschritte der Notenbanken gelten.

Was daraus für unsere Anlagestrategie folgt: Insgesamt haben wir uns zuletzt neutral aufgestellt. Mit der Annäherung an unsere fundamental abgeleiteten Kursziele aus unserem Halbjahresausblick hat sich das Potenzial für weitere Kursgewinne bei Aktien eingeengt. Die jüngste Korrektur bei hoch kapitalisierten und hoch bewerteten Technologiewerten hat gezeigt, dass Anleger auch dividendenstarke defensive Titel aus weniger konjunktursensitiven Branchen ausreichend gewichten sollten.

Stand 05.09.2024