EZB lässt Leitzinsen unverändert

 

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Sitzung im Juli wie erwartet die drei Leitzinsen unverändert belassen. Der Spitzenrefinanzierungssatz beträgt weiterhin 4,5 %, der Hauptrefinanzierungssatz 4,25 % und der Einlagensatz 3,75 %.

Ein kurzer Blick in den Rückspiegel

Nachdem die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate in der Eurozone im Mai unerwartet von 2,4 % auf 2,6 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen war, ging sie im Juni leicht auf 2,5 % zurück. Die um Energie- und Nahrungsmittelpreise bereinigte Kerninflation stagnierte im Juni jedoch bei 2,9 %. Trotz des Inflationsanstiegs im Mai senkte die EZB im Juni ihre drei Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte. Hinsichtlich weiterer Zinssenkungen blieb die EZB jedoch vage und wiederholte wie in den Vormonaten ihr Mantra, Zinsentscheidungen „datengetrieben“ treffen zu wollen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, dass die Notenbank mehr Anzeichen dafür benötige, dass die Inflationsrate sinke und sich dem Zielwert von 2 % annähere. Da der Arbeitsmarkt in der EU insgesamt stark sei, müsse die EZB die nächsten Zinsschritte nicht überstürzen und könne das Eintreffen neuer Daten abwarten.

Die wichtigsten Botschaften aus der Sitzung

Im Kampf gegen die Inflation will die EZB ihre Geldpolitik so lange wie nötig restriktiv halten. Zinsentscheidungen sollen weiterhin „datengetrieben“ und von „Sitzung zu Sitzung“ getroffen werden. Wie in den vergangenen Monaten hat sich die EZB nicht auf einen konkreten Fahrplan für die nächsten Zinsschritte festgelegt.

Die Notenbank betonte, dass die verfügbaren Informationen die bisherige Einschätzung der mittelfristigen Inflationsaussichten weitgehend bestätigten. Die Inflationsraten in den meisten Ländern des Euroraums lägen zum Teil noch deutlich über 2 %. Einige Komponenten der Inflationsrate erwiesen sich weiterhin als hartnäckig. Vor diesem Hintergrund geht die EZB davon aus, dass die Inflationsrate bis in 2025 hinein über ihrem Zielwert von 2 % liegen wird.

Einer der Hauptgründe für die hohe Persistenz der Inflationsraten in den letzten Monaten ist der Preisanstieg bei den Dienstleistungen. Diese machen mit 44,9 % den größten Anteil am Euro-Warenkorb aus. Sie verteuerten sich im Juni um 4,1 % gegenüber dem Vorjahr.

Wie von der EZB erwartet, wurden die inflationären Effekte des hohen Lohnwachstums durch die Unternehmensgewinne gedämpft.

Das Eurosystem reinvestiert nicht mehr alle Zahlungen aus fällig werdenden Wertpapieren, die im Rahmen des Anleihen-Notkaufprogramms (PEPP) erworben wurden, wodurch sich das PEPP-Portfolio um durchschnittlich 7,5 Mrd. EUR pro Monat verringert. Reinvestitionen im Rahmen des Programms sollen wie geplant Ende 2024 eingestellt werden.

Die Zentralbank ist jederzeit bereit, ihre Instrumente anzupassen, um das mittelfristige Inflationsziel zu erreichen und die geldpolitische Transmission sicherzustellen.

Wie die EZB die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sieht

Die EZB sieht Anzeichen dafür, dass sich die konjunkturelle Lage in der Eurozone langsam aufhellt. Wachstumstreiber seien vor allem die Dienstleistungen. Sinkende Inflation und steigende Löhne erhöhten das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. Sorgenkinder bleiben hingegen die Industrieproduktion und die Warenexporte. Die Zentralbank zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass ein Anziehen des Weltwirtschaftswachstums zu höherer Produktion und steigenden Exporten führen wird. Vor dem Hintergrund steigender Reallöhne sollte das Wirtschaftswachstum im Euroraum auch von einem anziehenden Konsum getragen werden.

Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust. Die Arbeitslosenquote lag im Mai unverändert bei 6,4 % und damit auf dem niedrigsten Stand seit Einführung des Euro.

Wie geht es weiter

Wie erwartet ließ die EZB die Leitzinsen unverändert und betonte ihren „datengetriebenen“ Ansatz bei der Entscheidung über die nächsten Zinsschritte. Laut einer aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters gehen die Märkte davon aus, dass die EZB die Leitzinsen in diesem Jahr noch zweimal senken wird. Wir sind in unserer Erwartung etwas vorsichtiger. Angesichts der hohen Persistenz der Inflation rechnen wir nur noch mit einer Zinssenkung in diesem Jahr. Eine weitere dürfte dann auf der ersten Sitzung im Jahr 2025 beschlossen werden.