China: Leitzins gesenkt

veröffentlicht am 22. Juli 2024 um 17:38 Uhr

China: Leitzins gesenkt

 

Die Notenbank People’s Bank of China (PBoC) reagierte auf die schwache konjunkturelle Entwicklung und reduzierte die Zinsen leicht.

Die besonders für Hypotheken relevante Loan Prime Rate 5Y (LPR5Y) wurde um 10 Basispunkte auf 3,85% gesenkt. Für den (westlichen) Markt kam dieser Schritt gänzlich unerwartet. Dies ist der niedrigste Stand der LPR5Y seit ihrer Einführung im Jahre 2019. Sie wird monatlich festgelegt und basiert auf den Zinsvorschlägen von 20 Banken.

Die als Leitzins geltende Loan Prime Rate 1Y (LPR1Y) wurde ebenfalls um 10 Basispunkte auf nun 3,35% gesenkt. Die letzte Reduzierung fand im August 2023 statt. Die LPR1Y ist die Basis für die meisten Kredite in China.

Die Mindestreserveanforderungen bleiben unverändert. Für Großbanken gilt seit Anfang Februar eine Mindestreserve von 10%, für kleine Banken sind es 7%. Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften müssen bereits seit Anfang 2022 lediglich 5% vorhalten.

 

Weitere Maßnahmen erforderlich

Die Senkung der LPR5Y fällt zwar überraschend, aber mit 10 Basispunkte relativ klein aus. Anscheinend soll die Konjunktur nicht durch die Geldpolitik gebremst werden, wofür mittlerweile auch eine mögliche weitere Abwertung des Renminbi in Kauf genommen wird.

Mit der jüngsten Zinssenkung werden Immobilienkäufe etwas erschwinglicher. Ob die Nachfrage jedoch tatsächlich steigt und einen konjunkturellen Aufschwung einleitet, darf angesichts der anhaltenden Probleme auch außerhalb des Immobiliensektors bezweifelt werden. Die Konsumneigung der chinesischen Haushalte ist weiterhin zu gering. Insgesamt erscheint die Reaktion eher nach Symbolpolitik und in der direkten Wirkung wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

Inflationsraten niedrig

Anders als in den USA und in der Euro-Zone braucht die chinesische Notenbank keine Bedenken vor steigenden Inflationsraten zu haben. Im Gegenteil, seit Februar 2023 bewegt sich die Teuerung zwischen -0,8% und 1,0%, weshalb eher Deflationssorgen dominiert. In einer solchen Phase wäre es nämlich rational, Käufe hinauszuzögern in der Erwartung, dass sich Güter und Dienstleistungen weiter verbilligen. Dies würde die Konjunktur letztlich noch weiter bremsen.

Vor diesem Hintergrund müsste die chinesische Führung weitere Maßnahmen ergreifen, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und damit auch die Verbraucherpreise wieder steigen zu lassen. Daher wäre mit zusätzlichen fiskalischen Maßnahmen zu rechnen. Von diesen war auf dem vergangenen „dritten Plenum“ (dieses wird klassischerweise genutzt, um langfristige ökonomische Reformen zu beschließen) jedoch noch wenig zu hören. Es wurden eher Kontinuität und Stabilität betont als, dass es nach weitreichenden Impulsen klang.

Fazit: Die aktuelle Zinssenkung wird kaum ausreichen, China auf einen steileren Wachstumspfad zurückkehren zu lassen. Weitere Maßnahmen von Regierung und Notenbank dürften erforderlich sein.