Kanada setzt Zinswende fort
Die Bank of Canada (BoC) senkte die Overnight Rate im Juli erwartungsgemäß um 25 Basispunkte auf 4,50%. Außerdem setzt sie ihre Politik der Bilanznormalisierung fort. Die Inflationsraten der meisten Industriestaaten lägen zwar noch immer über den Zielwerten, doch es werde eine graduelle Normalisierung prognostiziert.
Inflationsrate im Zielkorridor
Die kanadische Inflationsrate soll sich in einer Spanne von 1% bis 3% um den Zielwert von 2% bewegen. Der Zielwert ist symmetrisch und flexibel. Abweichungen nach oben sind genauso unerwünscht wie Abweichungen nach unten. Bei Abweichungen soll der Korridor nach spätestens sechs bis acht Quartalen wieder erreicht sein.
Die den gesamten Warenkorb umfassende Headline-Inflationsrate erreichte den Hochpunkt mit 8,1% im Juni 2022. In den zwölf Monaten danach ist sie kontinuierlich gefallen. Seit Januar 2024 liegt sie durchgehend unter der 3,0%-Schwelle und betrug zuletzt 2,7% im Juni. Die ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise errechnete Kernrate liegt derzeit bei rund 2,75%. Teuerungsdruck bestehe weiterhin bei Wohnkosten und einigen Dienstleistungen.
Die Headline-Rate wird sich gemäß den BoC-Projektionen von Juli in der zweiten Jahreshälfte 2024 noch im Bereich von 2,3-2,4% bewegen. Ab Ende 2025 soll sie dann aber wieder den Zielwert von 2% erreichen und diesen auch in 2026 beibehalten.
Die Bank of Canada rechnet mit jahresdurchschnittlichen Inflationsraten von 2,6% in 2024, 2,4% in 2025 und 2,0% in 2026.
Wachstumsprognose reduziert
Kanada zählt zu den bedeutendsten Rohstoffproduzenten der Welt und besitzt u.a. umfangreiche Öl- und Gasreserven. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im Gesamtjahr 2023 um 1,2%.
Gemäß der Notenbank gibt es aktuell einen Angebotsüberhang und der Anstieg des BIP liegt unter dem der Bevölkerungsentwicklung. In ihrer Juli-Projektion hat sie die 2024er-Wachstumsrate des BIP wieder etwas reduziert. Zwei Quartalen mit moderaten Wachstumsraten soll eine starke zweite Jahreshälfte folgen.
Die BoC erwartet nun BIP-Wachstum von 1,2% (statt 1,5%) in 2024, 2,1% (statt 2,2%) in 2025 sowie 2,4% (statt 1,9%) in 2026. Wir halten diese Werte für realistisch.
Kanada-Dollar mit leichtem Abwärtspotential
Der Kanadische Dollar (CAD) – auch „Loonie“ genannt – bewegt sich meist im Gleichschritt mit dem Ölpreis. Seit Jahresbeginn liegt der CAD gegenüber dem Euro etwa 2,5% hinten, rund 2% davon hat er dabei innerhalb des letzten Monats verloren. Allerdings gab auch der Ölpreis in dieser Zeit rund 6% nach. Aufgrund der schwächelnden Weltkonjunktur die auf den Ölpreis drücken und Zinssenkungen, die insbesondere vor der Fed starteten, könnte der Loonie noch etwas weiter schwächeln.
Fazit: Zinssenkungen und ein schwächelnder Ölpreis aufgrund der abkühlenden Weltkonjunktur dürften gegenüber den soliden fundamentalen Rahmendaten des Rohstoffriesen Kanada zumindest aktuell überwiegen und dem Loonie so leichtes Abwärtspotential verleihen.
