Deutschland: BIP im 2.Quartal leicht geschrumpft

veröffentlicht am 30. Juli 2024 um 17:00 Uhr

Deutschland: BIP im 2.Quartal leicht geschrumpft

 

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands ist nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im zweiten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1% zum Vorquartal geschrumpft. Die Konsensschätzung lag bei +0,1% und auch wir waren von einem minimal positiven Wachstum ausgegangen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal gab es preis- und kalenderbereinigt ebenfalls einen Rückgang um 0,1%. Laut Destatis nahmen insbesondere die Investitionen in Ausrüstungen und Bauten ab.

Damit blieb die erwartete zarte Erholung aus. Zudem setzt sich die Reihe fort, in der sich ein Quartal mit einer positiven und einer negativen Veränderungsrate (bzw. Stagnation) jeweils abwechseln. Inzwischen ist die Reihe zehn Quartale lang. Dieser recht untypische Verlauf führt zwar zur Vermeidung einer technischen Rezession, liefert aber auch keinen Wachstumsimpuls.

Umfangreiche Revisionen

Wie sich zeigt, sind BIP-Wachstumsraten nie als „final“ anzusehen. Die Berechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) wurde im Rahmen der Generalrevision 2024 grundlegen überarbeitet. Neben methodischen Änderungen wurde auch das Basisjahr auf das Jahr 2020 umgestellt. So kommt es zu Änderungen von bis zu 0,4 Prozentpunkten bei Jahres- und 0,6 Prozentpunkten bei Quartalsraten. Saison- und kalenderbereinigt steht für 2021 nun ein BIP-Anstieg von 3,5% (zuvor: 3,1%), für 2022 von 1,7% (zuvor: 1,9%) und für 2023 von -0,1% (zuvor: 0,0%).

Deutsches Geschäftsmodell überholt

Die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2024 liegt nur unwesentlich (0,3%) über dem Vor-Corona-Niveau des vierten Quartals 2019. Die Wertschöpfung tritt nun schon eine Weile auf der Stelle. Zum Vergleich: Die USA stehen bei einem Plus von 9,4%, die Euro-Zone bei 3,9%.

Wieder einmal wird deutlich, dass das deutsche Geschäftsmodell hinfällig ist. Vor der Corona-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg basierte dieses darauf, mit günstiger Energie aus Russland für die florierende Weltwirtschaft – insbesondere China – zu produzieren. Beide Säulen sind in den letzten Jahren weggebrochen.

Wie geht es weiter?

Die konjunkturellen Frühindikatoren machen wenig Hoffnung auf eine Erholung. Nachdem sie sich bis Mai noch verbessert hatten, fielen sie ab Juni größtenteils wieder zurück. Und auch abgesehen von der Dynamik liegen sie absolut gesehen auf niedrigen Ständen. Aufgrund des großen Exportsektors ist die deutsche Wirtschaft stark von der globalen Entwicklung abhängig. War das zweite Quartal in den USA noch extrem stark, zeigen sich die Frühindikatoren dort inzwischen auch gedämpft.

Auf Basis der aktualisierten Datengrundlagen und aus den oben genannten Gründen reduzieren wir unsere Prognose für das deutsche BIP-Wachstum auf nun 0,1% im Gesamtjahr 2024.

Fazit: Die deutsche Wirtschaft steckt fest. Weder von innen noch von außen sind wesentliche Impulse absehbar, weshalb sich die Stagnation fortsetzen dürfte.