Bank of England beschließt erste Leitzinssenkung

veröffentlicht am 1. August 2024 um 22:30 Uhr

Bank of England beschließt erste Leitzinssenkung

 

Die Bank of England (BoE) senkte die „Bank Rate“ im August erstmals um 0,25 Prozentpunkte auf nun 5,00%. Allerdings war die Entscheidung denkbar knapp. Fünf Mitglieder des Zentralbankrates wollten den Leitzins reduzieren, vier Ratsmitglied stimmten dafür, den Satz unverändert zu lassen.

Die BoE betonte, dass die Auswirkungen früherer Schocks nachgelassen habe und es Fortschritte bei der Eindämmung des Inflationsrisikos gebe. Zwar habe das BIP-Wachstum zuletzt positiv überrascht, doch belaste der restriktive geldpolitische Kurs weiterhin die Realwirtschaft.

In der August-Projektion hob sie die Prognose für den Leitzins Ende 2024 leicht auf 4,9% an. Ende 2025 soll die Bank Rate mit 4,1% und Ende 2026 mit 3,7% dagegen etwas niedriger liegen als gemäß der letzten Projektion.

 

Inflationsrate gesunken

Die den gesamten Warenkorb umfassende Headline-Inflationsrate sank im bisherigen Jahresverlauf deutlich. Hatte sie im Januar noch eine 4 vor dem Komma, lag sie im April mit 2,3% bereits sehr nahe am Zielwert von 2%. Dieser wurde im Mai und Juni dann genau getroffen. Im Juli lag die Teuerung mit 2,2% dann wieder leicht darüber.

Die Bank of England rechnet für die zweite Jahreshälfte mit einem erneuten Anstieg der Inflationsrate auf bis zu 2,75%. Damit würde sich ein Gesamtjahresdurchschnitt 2024 von ebenfalls rund 2,75% ergeben.

In 2025 soll die Teuerung gemäß der BoE-Projektion von August dann bei rund 2,25% und in 2026 bei etwa 1,5% liegen.

 

Wachstum überrascht 2024 positiv

Im vergangenen Jahr schwächte sich die britische Konjunktur zusehends ab, so dass in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine technische Rezession durchlaufen wurde. Im Gesamtjahr 2023 wuchs das BIP um bescheidene 0,1%.

Danach setzte eine erstaunlich kräftige konjunkturelle Erholung ein. Im ersten Quartal 2024 steht ein Plus von 0,7% zum Vorquartal, im zweiten 3-Monatszeitraum lag der Zuwachs bei 0,6%.

Für das Gesamtjahr 2024 rechnet die BoE nun mit einem BIP-Anstieg von 1,25%. Für 2025 liegt die Prognose bei 1,0% und für 2026 bei 1,25%.

Unserer Einschätzung nach dürfte der statistische Unterhang von 0,3 Prozentpunkte im laufenden Jahr etwas stärker zu Buche schlagen, so dass wir von einem BIP-Wachstum von 1% ausgehen. In gleicher Höhe sehen wir auch den Anstieg in 2025.

 

Zinssenkungszyklus eingepreist, Pfund nun wieder stabil

Das Pfund Sterling konnte sich zu Jahresbeginn etwas erholen und entwickelte sich danach seitwärts. Im Frühsommer konnte es erneut zulegen, musste diese Gewinne dann aber Anfang August recht abrupt wieder abgeben. Grund dürfte der Beginn des Zinssenkungszyklus sein. Seither konnte sich das Pfund aber stabilisieren und liegt gegenüber dem Euro rund 1,7% vorne.

In der Langzeitbetrachtung fehlen dem Pfund jedoch immer noch über 10% zu den Notierungen vor dem Brexit-Votum vom Sommer 2016.

Fazit: Es gibt wieder politischen und konjunkturellen Optimismus. Der Zinssenkungszyklus sollte inzwischen eingepreist sein, was dem Pfund Sterling nun wieder etwas Stärke verleihen dürfte.