Schweden beschließt zweite Leitzinssenkung

veröffentlicht am 20. August 2024 um 15:58 Uhr

Schweden beschließt zweite Leitzinssenkung

 

Die Sveriges Riksbank senkte die „Policy Rate“ im August um 0,25% auf nun 3,50%. Begründet wird dies damit, dass die Inflation sich stabilisiere und auf die Zielrate zusteuere, während die wirtschaftliche Aktivität schwach sei. Der Leitzins könne schneller gesenkt werden als noch im Juni angenommen. Sofern sich die Inflationserwartungen nicht ändern, stellt die Schwedische Zentralbank zwei bis drei weitere Zinssenkungen für dieses Jahr in Aussicht.

Zuvor hatte die Riksbank die Zinsen von April 2022 bis September 2023 von 0% auf 4% angehoben und dann im Mai 2024 die erste Zinssenkung beschlossen. Die Notenbank-Projektion wird erst wieder im Juni aktualisiert. Laut der letzten Prognose von Juni (die nächste Aktualisierung des „Monetary Policy Report“ erfolgt im September) liegt die Erwartung für die Policy Rate im Jahresdurchschnitt bei 3,7% in 2024, 2,9% in 2025, 2,7% in 2026 sowie 2,6% im 1. Halbjahr 2027. Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihe werden bei 2,3% in 2024 sowie 2,2% in 2025 und 2,1% in 2026 gesehen.

Inflationsraten auf Zielwert

Die schwedische Inflationsrate soll 2,0% betragen und sich in einer Spanne von 1,0% bis 3,0% bewegen. Im Juli lag sie mit 1,7% schon in der unteren Hälfte der Zielspanne. Als Messlatte dient die Inflationsrate ohne Hypothekenzahlungen CPIF.

Gemäß Riksbank lässt der Preisdruck weiter nach. Zudem liegen die Inflationserwartungen in der Nähe des Zielwertes. Preisdämpfend wirken die konjunkturelle Schwäche und der sich abkühlende Arbeitsmarkt.

Die Riksbank rechnet in ihrer Projektion vom Juni mit Inflationsraten von 2,0% in 2024, 1,8% in 2025, 1,9% in 2026 und 2,1 in 2027. Die Risiken einer wieder aufflammenden Inflation seien signifikant gesunken. In ihrer heutigen Pressemitteilung betont sie aber auch, dass der Ausblick von hoher Unsicherheit geprägt sei.

Konjunkturelle Talsohle erreicht

Im Jahr 2022 wuchs das schwedische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,8%. Im darauffolgenden Jahr kühlte sich die Konjunktur abrupt ab und es gab eine Stagnation (-0,2%).

Im Jahr 2024 muss beim BIP ein statistischer Unterhang von 0,3% wettgemacht werden. Für das erste Quartal schätzte die Statistikbehörde die BIP-Veränderung zunächst auf -0,1%, revidierte sie in der finalen Veröffentlichung dann aber auf +0,7%. Das zweite Quartal verbuchte gemäß Schnellschätzung eine Schrumpfung von -0,8%.

In der letzten Projektion rechnete die Riksbank noch mit einem unveränderten BIP im zweiten Quartal und einem Anstieg von rund 0,5% im zweiten Halbjahr. Damit hätte sich für das Gesamtjahr 2024 eine BIP-Veränderung von rund 1,1% ergeben. Auf Basis der finalen Zahl für das zweite Quartal dürfte es in der September-Projektion jedoch zu einer Anpassung kommen. Der IWF sieht ein Miniwachstum von 0,2%.

Der konjunkturelle Ausblick bleibt ungewiss. Weltweit scheint das Wachstum niedriger auszufallen als bislang gedacht. Schweden hat einen vergleichsweise großen zinssensitiven Sektor, der von niedrigeren Zinsen profitieren könnte.

Schwedische Krone unterbewertet

Die Schwedische Krone (SEK) befindet sich seit Ende 2021 auf Talfahrt, die angesichts enormer Leistungsbilanzüberschüsse auch von der Notenbank nur schwer nachvollzogen werden kann. Als mögliche Begründung führt die Riksbank zuletzt das unerwartet starke Wachstum in den USA und das geringe Wachstum in Schweden an. Dies könnte den Dollar gestärkt und die Krone geschwächt haben.

Die Krone erholte sich im November und Dezember vergangenen Jahres. Seit Jahresbeginn schwankt sie in einem Band zwischen 11,2 und 11,7 Kronen pro Euro und liegt aktuell rund 2,5% gegenüber dem Euro hinten. Nach Einschätzung der Riksbank ist sie leicht unterbewertet und wird mittelfristig an Wert gewinnen.

Fazit: Die Zinswende wurde eingeleitet und die konjunkturelle Talsohle dürfte durchschritten sein. Selbst wenn sich eine konjunkturelle Erholung später einstellt als bislang gedacht, dürfte dies die Schwedische Krone grundsätzlich unterstützen.