Einkaufsmanagerindizes mehrheitlich rückläufig

veröffentlicht am 22. August 2024 um 16:00 Uhr

Einkaufsmanagerindizes mehrheitlich rückläufig

 

Die Einschätzungen der europäischen Einkaufsmanager fielen im August größtenteils schlechter aus als im Vormonat. Für die Industrie verzeichnete der Index für alle betrachteten Regionen (Frankreich, Deutschland und Euro-Zone) den dritten Rückgang in Folge. Beim Dienstleistungssektor überraschte der französische Teilindex erheblich positiv, was auch den Wert für die Euro-Zone etwas nach oben schraubte. Der Indikator für Services in Deutschland fiel dagegen nochmal niedriger aus als im Vormonat.

Per Saldo stieg der Gesamtindex für die Euro-Zone um 1,0 auf 51,2 Punkte. Damit liegt der Wert wieder etwas mehr über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Der Anstieg ist jedoch einzig auf den starken französischen Dienstleistungssektor zurückzuführen. Hier könnte die Olympia-Euphorie das Bild etwas zu sehr ins Positive verzerren. Die Gesamtheit des Datenkranzes lässt eher eine Stagnation bzw. ein Miniwachstum in der Euro-Zone vermuten.

Industrie mit drittem Rückgang in Folge

Hatten sich die Indizes im verarbeitenden Gewerbe bis Mai noch langsam an die Wachstumsschwelle herangerobbt, fiel die Verstimmung im August das dritte Mal in Folge. Der industrielle Einkaufsmanagerindex (PMI) für Deutschland sackte um 1,1 auf 42,1 Punkte ab. Das französische Pendant fiel um 1,9 auf 42,1 Zähler. Für die gesamte Euro-Zone ergab sich ein Minus von 0,2 auf 45,6 Punkte.

Fazit: Drei Rückgänge in Folge könnten einen Trend markieren. Die europäische Industrie ist inzwischen weit von der Wachstumsschwelle entfernt.

 

Dienstleisterstimmung noch knapp über Wachstumsschwelle

Im Dienstleistungssektor fallen die Rückgänge nicht ganz so eindeutig aus. Der deutsche Service-Index verliert zwar 1,1 Zähler, liegt mit 51,4 Punkten aber noch im Expansionsbereich. Der französische PMI stieg um überraschend starke 4,9 Punkte und liegt nun bei einem Wert von 55,0 – also wieder deutlich über der Wachstumsschwelle. Hier dürfte die positive Stimmung rund um die Olympischen Spiele in Paris ursächlich gewesen sein. Für die Euro-Zone liegt der Index bei 53,3.

Fazit: Der Dienstleistungssektor dürfte die europäische Wirtschaft über Wasser halten. Zumindest für Frankreich scheint die Euphorie aber etwas überzeichnet.

 

Europäischer Composite wieder mit Anstieg

Bei den Gesamtindizes (Composites) zeigt sich ein gemischtes Bild. Der deutsche Composite reduzierte sich um 0,6 auf 48,5 Zähler, während der französische PMI um 3,6 auf 52,7 Punkte stieg. Der Euro-Gesamtindex sank um 1,0 auf 51,2 Zähler und liegt damit wieder etwas mehr über der Wachstumsschwelle.

Gesamtfazit: Der abwärtsgerichtete Trend der europäischen Industrie verstärkte sich. Der französische Dienstleistungssektor dürfte aufgrund der Olympia-Euphorie nach oben verzerrt sein, weshalb der Anstieg des Gesamtindex für die Euro-Zone nicht überinterpretiert werden sollte. Die Zeichen stehen auf Stagnation.

 

 

Hintergrund: Was ist ein PMI?

Einkaufsmanagerindizes sind auch als PMI (Purchasing Managers Index) bekannt. Sie gelten als recht zuverlässige Frühindikatoren für die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung. PMI werden sowohl für die Industrie als auch für den Dienstleitungssektor erhoben. Sie zeigen an, ob eine Volkswirtschaft wächst, stagniert oder schrumpft.

Einkaufsmanagerindizes basieren auf monatlichen Befragungen von mehreren hundert Unternehmen. Gefragt wird nach der erwarteten Entwicklung von Kenngrößen wie Produktion, Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Lagerbestand. Aus den Antworten werden die PMI berechnet.

Dabei gilt ein Wert von 50 als Wachstumsschwelle, als neutral. Bei 50 Punkten erwarten die befragten Unternehmen in der Summe keine Veränderung gegenüber dem Vormonat, also Stagnation.

Werte über 50 signalisieren eine Verbesserung, also Wachstum.

Liegt ein industrieller PMI unter 50 Punkten, wird mit einer schrumpfenden Industrieproduktion gerechnet.

Je größer die Abweichung von der Wachstumsschwelle, desto ausgeprägter ist der Aufschwung (über 50) bzw. der Abschwung (unter 50).

PMI für alle wichtigen Volkswirtschaften

Einkaufsmanagerindizes werden für alle bedeutenden Volkswirtschaften erhoben. Der älteste ist der amerikanische Purchasing Managers Index, erstmals berechnet 1931.

PMI bewegen sich im Normalfall zwischen 40 und 60 Punkten. In Extremzeiten sind vorübergehend auch höhere oder tiefere Werte möglich.

So fielen die Industrie-PMI in der Corona-Krise in den unteren 30-er Bereich, die Dienstleister sogar bis auf die 10-er Linie.

Im März 2021 stellte der deutsche Industrie-PMI mit 66,6 Punkten einen neuen Rekord auf, während der Einkaufsmanagerindex aus Chicago seinen Höchststand von 76,6 Zählern bereits im Februar 1973 markierte.