ifo Geschäftsklimaindex sinkt weiter
Die Stimmung im Unternehmenssektor trübte sich im August weiter ein. Der vom Münchener ifo Institut ermittelte Geschäftsklimaindex sank auf 86,6 Punkte. Der Rückgang war diesmal wenig überraschend, lag die Markterwartung doch bei 86,5 Zählern. Nach dem Erholungspfad zu Jahresbeginn, ist der Trend seit Mai nun abwärtsgerichtet.
„Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland ist im Sinkflug. Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in die Krise“, kommentierte das ifo Institut die aktuellen Daten äußerst pessimistisch. Die Einschätzung der aktuellen Lage ist dabei etwas stärker gefallen als die Erwartung, also der Blick nach vorne. Die Zeichen stehen auf wirtschaftliche Kontraktion oder zumindest Stagnation.
Lageeinschätzung so schlecht wie lange nicht mehr
Die Einschätzung der aktuellen Lage ging im Monatsvergleich um 0,6 auf 86,5 Punkte zurück. Dies entsprach auch der Schätzung des Konsenses. Dies markiert nun den niedrigsten Wert seit Juli 2020, wenige Monate nach Ausbruch der Covid-Pandemie.
Erwartungen bleiben eingetrübt
Die Erwartungen der Unternehmen sind im August nur leicht gesunken. Der Vormonatswert wurde um 0,1 Zähler nach oben revidiert. Der entsprechende Subindex fiel um 0,2 (bzw. 0,1 gegenüber dem unrevidierten Wert) zum Vormonat auf 86,8 Punkte und lag damit etwas über der Marktvorhersage. Kleiner Hoffnungsschimmer: Der Abwärtstrend hat sich nicht verstärkt und absolut gesehen liegt der Wert immer noch höher als in den ersten beiden Monaten dieses Jahres.
Konjunktur-Uhr unverändert auf „Krise“
Die Konjunktur-Uhr, die aus der Einschätzung der aktuellen Lage und der Erwartungen gebildet wird, bewegte sich auch im August im Quadranten „Krise“.
Fazit: Die aktuellen ifo-Daten deuten auf eine wirtschaftliche Kontraktion oder zumindest Stagnation hin. Das dritte Quartal könnte in Deutschland erneut enttäuschend ausfallen. Zumindest scheint sich aber der Ausblick nicht weiter dramatisch zu verschlechtern.
Wie sieht es in den Sektoren aus?
Zwar hat sich das Geschäftsklima nur in zwei von vier Wirtschaftsbereichen verschlechtert. Doch befinden sich nun alle berücksichtigten Sektoren unterhalb der Wachstumsschwelle. Das heißt, dass der (saisonbereinigte) Saldo negativ ist.
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Stimmung erneut am stärksten eingetrübt. Im August brach das Klima um weitere 3,6 Punkte ein. Lage und Ausblick liegen dabei gleichauf.
Das Klima im Dienstleistungssektor musste ebenfalls einen Rückschlag hinnehmen. Der Saldo liegt erstmals seit Februar wieder im negativen Bereich. Insbesondere die Geschäftserwartungen wurden schlechter bewertet als im Vormonat.
Der Index für den Handel ist weiterhin das Schlusslicht. Ausgehend von einem sehr tiefen Stand gab es zumindest einen leichten Anstieg. Die Geschäftserwartungen fallen etwas weniger schlecht aus als im Vormonat.
In der Bauwirtschaft ist die Stimmung unverändert. Weder die Beurteilung der aktuellen Lage noch des zukünftigen Ausblicks haben sich signifikant verändert.
Hintergrund:
ifo als Frühindikator
Der ifo Geschäftsklimaindex gilt als der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Er wird seit den fünfziger Jahren erhoben und setzt sich aus den beiden Komponenten „Lage“ und „Erwartung“ zusammen. Gefragt werden monatlich rund 9000 Unternehmen. Diese beurteilen die aktuelle Lage sowie die Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Als Antwortmöglichkeiten stehen zur Wahl:
- gut / befriedigend / schlecht (bei der Lageeinschätzung) bzw.
- günstiger / gleich bleibend / ungünstiger (bei den Erwartungen).
Aus den Antworten wird der Geschäftsklimaindex berechnet.
Seit 2018 Spiegelbild der Gesamtwirtschaft
Bis Anfang 2018 bildete „der ifo“ lediglich den gewerblichen Sektor (Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel) ab. Seit Frühjahr 2018 umfasst er auch den Dienstleistungssektor und wurde damit zum Spiegelbild der Gesamtwirtschaft. Der „ifo Geschäftsklimaindex für die Gewerbliche Wirtschaft“ wurde durch das „ifo Geschäftsklima Deutschland“ ersetzt. Darüber hinaus erfolgte die Umstellung des Basisjahres von 2005 auf 2015.
Mit der Einbeziehung der Dienstleistungen repräsentiert „der ifo“ einen deutlich größeren Bereich der deutschen Wirtschaft, denn der Dienstleistungssektor alleine generiert rund zwei Drittel der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Der Geschäftsklimaindex hat folgende Gewichtungen: Dienstleistungssektor 50,5%, Verarbeitendes Gewerbe 30,2%, Bauhauptgewerbe 6,0%, Großhandel 7,1% und Einzelhandel 6,2%.