Jackson Hole: Es ist an der Zeit die Geldpolitik anzupassen

veröffentlicht am 26. August 2024 um 1:34 Uhr

Jackson Hole: Es ist an der Zeit die Geldpolitik anzupassen

 

Auch in diesem Jahr waren alle Augen auf das jährliche Treffen der Notenbankchefs in Jackson Hole gerichtet. Mit Blick auf eine mögliche Zinswende in den USA im kommenden Monat war das Medieninteresse diesmal besonders groß. Im Mittelpunkt stand daher Jerome Powell, der Präsident der US-Notenbank (Fed).

Dieser überbrachte in Jackson Hole den Märkten auch die von vielen erhoffte Botschaft: Es sei an der Zeit die Geldpolitik anzupassen.

Die Rede von Jerome Powell

Im Mittelpunkt der Rede standen die konjunkturelle Entwicklung und insbesondere die Abkühlung am Arbeitsmarkt. Die Fed hat ein doppeltes Mandat: die Sicherung der Preisstabilität und das Erreichen von Vollbeschäftigung. Bereits seit einigen Wochen kommuniziert die US-Notenbank, dass sich vor dem Hintergrund rückläufiger Inflationsraten die Gewichtung der beiden Ziele bei der Gestaltung der Geldpolitik nahezu angeglichen hat. Auch in Jackson Hole gelang der Fed in ihrer Kommunikation ein nahtloser und glaubwürdiger Übergang vom Teilmandat der Inflationsbekämpfung zum anderen Teilmandat der Arbeitsmarktstützung. Jerome Powell betonte, dass die Notenbank alles in ihrer Macht Stehende tun werde, um sicherzustellen, dass der Arbeitsmarkt stark bleibe und sich der Rückgang der Inflation fortsetze.

Wer allerdings auf konkrete Aussagen zum geplanten Fahrplan der Zinssenkungen und zur möglichen Höhe der Zinsschritte gehofft hatte, wurde enttäuscht. Der Notenbankpräsident verwies erneut auf den „datengetriebenen“ Ansatz der Fed, wonach die geldpolitischen Entscheidungen auf der Grundlage neu eintreffender Daten, Anpassungen der Prognosen und einer fortlaufenden Risikobewertung getroffen werden. Wichtig ist jedoch, dass Powell betonte, die Richtung der Reise sei klar.

Bewertung der Rede

Die Rede von Jerome Powell fügte sich nahtlos in die Fed-Kommunikation der letzten Wochen ein und enthielt keine großen Überraschungen. Die Mission Inflationsbekämpfung scheint (zumindest vorerst) erfolgreich zu verlaufen, so dass die Fed nun den Arbeitsmarkt durch Zinssenkungen unterstützen dürfte.

Die Daten der letzten Wochen zeichneten ein gemischtes Bild vom Zustand der US-Wirtschaft. So führten beispielsweise der schwache Arbeitsmarktbericht für Juli und schlechtere Zahlen aus der Industrie zu starken Rezessionsängsten an den Märkten. Diese wurden jedoch nach starken Zahlen aus dem Dienstleistungssektor und deutlich höheren Einzelhandelsumsätzen wieder ausgepreist.

Wir sehen in der aktuell gemischten Datenlage unsere Einschätzung bestätigt, dass die US-Wirtschaft nicht auf eine schwere Rezession zusteuert („hard landing“), sondern sich allmählich normalisiert und abkühlt („soft landing“). Selbst wenn sich die konjunkturelle Lage deutlich verschlechtern sollte, hat die Fed bei ihrem derzeitigen Leitzins von 5,5 % einen großen Spielraum, um die Wirtschaft durch Zinssenkungen zu stützen und zu stimulieren. Letzteres betonte auch Jerome Powell in seiner Rede in Jackson Hole.

Fazit: Die Rede von Jerome Powell in Jackson Hole hat unsere Einschätzung zur weiteren Zinspolitik der Fed bestätigt. Beginnend im September dürfte die US-Notenbank den Leitzins im weiteren Jahresverlauf um 0,75 bis 1,0 Prozentpunkte senken.