Norwegen lässt Leitzins bei 4,50%

veröffentlicht am 4. September 2024 um 14:45 Uhr

Norwegen lässt Leitzins bei 4,50%

 

Die norwegische Notenbank „Norges Bank“ ließ die Key Policy Rate auch im August erwartungsgemäß unverändert bei 4,50%. Die aktuellen Daten signalisieren gemäß Norges Bank, dass eine restriktive Geldpolitik länger als erwartet erforderlich sein könnte. In den Projektionen vom Juni geht sie davon aus, dass am aktuellen Satz voraussichtlich bis zum Anfang 2025 festgehalten wird.

Sollte sich die Wirtschaft allerdings stärker abschwächen oder die Inflation schneller zurückkommen, kann der Leitzins auch früher gesenkt werden. Sollte die Norwegische Krone jedoch weiter zur Schwäche neigen oder die Inflationsrate wieder anziehen, kann die Key Policy Rate auch erneut angehoben werden.

Zinssenkung erst 2025

Die Notenbank-Projektion wurde zuletzt im Juni erstellt und wird im September aktualisiert. Leitzinssenkungen sind bisher erst im Jahr 2025 vorgesehen. Die Norges Bank erwartet eine jahresdurchschnittliche Key Policy Rate von 4,50% in 2024, 4,10% in 2025, 3,40% in 2026 und 2,80% in 2027.

Inflationsrate noch zu hoch

Die Teuerungsrate hat sich zwar weiter reduziert, ist jedoch immer noch zu hoch. Die Notenbank betrachtet dabei vor allem die um Steuern und Energiepreise bereinigte „Kernrate der Inflation“ (CPI-ATE), deren Zielwert vom norwegischen Finanzministerium auf 2,0% festgelegt wurde. Sie lag im Juli bei 3,3%, soll bis September aber wieder bis auf 3,8% steigen.

Die CPI-ATE wird gemäß der Norges Bank den Zielwert von 2,0% auch in den kommenden Jahren deutlich überschreiten. Die Notenbank rechnete in ihren Projektionen von Juni mit Jahresdurchschnittswerten von 4,0% in 2024, 3,4% in 2025, 2,8% in 2026 und 2,4% in 2027.

Wachstum stärker als gedacht

Mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3% im ersten und 1,4% im zweiten Quartal im Vergleich zum jeweiligen Vorquartal zeigte Norwegen im ersten Halbjahr 2024 ein erstaunlich robustes Wachstum. Im Sommerhalbjahr 2023 durchlief das Land noch eine technische Rezession und konnte für das Gesamtjahr nur einen schwachen BIP-Anstieg von 0,5% verzeichnen.

Die Konjunkturprognosen wurden mehrfach nach oben revidiert. In der Projektion von Juni rechnet die Norges Bank mit einem Wachstum von 1,1% in 2024, 1,9% in 2025, 0,4% in 2026 und 0,6% in 2027.

In den Juni-Projektionen unterstellte die Norges Bank, dass sich der Ölpreis langsam abschwächt. Sie erwartet beim Barrel Nordseeöl Brent durchschnittliche Preise von 81,7 USD in 2024, 77,4 USD in 2025, 74,2 USD in 2026 und 72,2 USD in 2027.

Schwache Krone beunruhigt

Norwegens Reichtum gründet auf der Öl- und Gasförderung in der Nordsee. Die Norwegische Krone (NOK) bewegt sich als „Ölwährung“ üblicherweise im Gleichschritt mit dem Ölpreis. Sie entwickelte sich seit Anfang 2022 jedoch erstaunlich schwach und scheint sich im ersten Halbjahr 2024 etwas vom Ölpreis losgelöst zu haben. So machte sie den Anstieg des Ölpreises in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nicht mit. Auch die Aufwertung im Mai fiel eher in eine Phase mit schwächerem Ölpreis. Erst im Juli als die Ölnotierungen deutlich nachließen setzte sich wieder eine Parallelbewegung ein. Seit Jahresbeginn liegt die NOK gegenüber dem Euro gut 4,5% hinten.

Der Norges Bank bereitet die Schwäche der Krone unverändert Sorgen, denn die Abwertung verteuert die Einfuhren (importierte Inflation) und verstärkt den Preisauftrieb. Sie beobachtet den Wechselkurs daher sehr genau. Sollte er erneut zur Schwäche neigen, dürfte die Notenbank dies zum Anlass nehmen, den Leitzins noch weiter anzuheben.

Staatsfonds seit 1998

Seit 1998 investiert Norwegen die Gewinne aus dem Öl- und Gasverkauf in den Staatsfonds „Government Pension Fund Global“ (GPFG). Mit einem aktuellen Marktwert von 17,7 Bill. NOK bzw. 1,5 Bill. EUR zählt er zu den größten der Welt. Der GPFG hält Anteile an 8.859 Unternehmen in 72 Ländern und erzielte seit 1998 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,1%. Im 2. Quartal 2024 wurde ein Plus von 2,1% erzielt. Rund 70% des Fonds sind in Aktien, knapp 3% in Immobilien und rund 27% in Anleihen investiert.

Fazit: Der Wechselkurs der Krone bewegt sich zuletzt eher in Abwärtsphasen im Gleichschritt mit dem Ölpreis als in Aufwärtsphasen. Dieses Phänomen dürfte jedoch endlich sein, so dass künftig zumindest eine Seitwärtsbewegung zu erwarten wäre.