US-Arbeitsmarkt mit gemischten Signalen
Der US-Arbeitsmarkt präsentierte sich im August laut Zahlen des US Bureau of Labor Statistics mit einem gemischten Bild. Zwar lag die Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze mit 142.000 deutlich unterhalb der Konsensschätzung von 163.000.
Doch die Arbeitslosenquote, die für die Fed eine höhere Bedeutung haben dürfte, reduzierte sich im Vergleich zum Juli und liegt nun bei 4,2%. Am Markt wurde dies so erwartet.
Wie bei den Erstveröffentlichungen der neugeschaffenen Arbeitsplätze zuletzt häufiger, ist es auch diesmal zu deutlichen Revisionen der beiden Vormonate gekommen. Gegenüber dem ursprünglichen Wert sind im Juni rund 61.000 und im Juli rund 25.000 weniger Stellen geschaffen worden.
Lohnanstieg weiterhin hoch
Der Lohnanstieg zum Vormonat zog wieder deutlich an und lag mit 0,4% über der Markterwartung von 0,3% und über dem Juli-Wert von 0,2%. Außerdem ist der Anstieg 0,1 Prozentpunkte stärker als im Durchschnitt der letzten 12 Monate, der bei 0,3% liegt. Im Vorjahresvergleich legten die Löhne im August um 3,8% zu. Damit wurde der Abstand zur Inflationsrate (2,9% im Juli) wieder etwas größer.
Lag die Anzahl offener Stellen zeitweise rund doppelt so hoch wie die der Arbeitslosen, hat sich der Abstand inzwischen deutlich verringert. Im Juni standen den 7,16 Mio. Arbeitssuchenden „nur noch“ 7,67 Mio. offene Stellen zur Verfügung.
Wie sind die Zahlen zu bewerten?
Die veröffentlichten Daten untermauern das Bild eines sich abkühlenden Arbeitsmarktes. Der Trend zeigt seit dem 2.Quartal 2023 eine Reduktion des Drucks (aus Arbeitgebersicht) bzw. der Robustheit (aus Arbeitnehmersicht). Grundsätzlich ist der US-Arbeitsmarkt mit einer Arbeitslosenquote von unter 4,5% und rund 150.000 neuen Stellen aber weiterhin solide.
Die Signale der aktuellen Daten waren gemischt. Einerseits fiel der Stellenaufbau zuletzt niedriger aus. Andererseits reduzierte sich die Arbeitslosenquote wieder leicht und der Lohnanstieg erhöhte sich. Die August-Zahlen zeigen aus unserer Sicht, dass die Juli-Werte das Bild etwas überzeichnet hatten. Der Trend scheint sich fortzusetzen, nur eben nicht so stark.
Seit April 2023 ist die Zahl der Arbeitslosen um fast 1,5 Million und die Arbeitslosenquote um 0,8 Prozentpunkte gestiegen. Zudem reduzierte sich der Lohnanstieg im selben Zeitraum um 0,9 Prozentpunkte auf aktuell 3,8%.
Was macht die US-Notenbank?
Die US-Notenbank (Fed), die mit ihrem dualen Mandat die zwei Ziele der Vollbeschäftigung und der Preisniveaustabilität verfolgt, hat bereits im Juni angekündigt, dass sie gegeben rückläufiger Inflationsraten, einen stärkeren Fokus auf den Arbeitsmarkt legen wird. Nachdem Fed-Chef Powell auf der letzten Notenbanksitzung sowie in Jackson Hole bereits eine Zinssenkung im September in Aussicht gestellt hat, dürfte diese mit Blick auf die jüngsten Arbeitsmarktzahlen im Grunde bereits besiegelt sein. Offen scheint dagegen, ob es eine Senkung um 25 oder 50 Basispunkte sein wird. Wir gehen von 25 Basispunkten aus.
Fazit: Die US-Arbeitsmarktzahlen von August zeigen, dass das Bild im Juli etwas überzeichnet war. Damit erscheint ein „normaler“ Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten durch die Fed im September wahrscheinlich.
Methodische Hinweise
Die Arbeitsmarktzahlen des US Bureau of Labor Statistics (BLS) werden jeweils an einem Freitag zum Monatsanfang veröffentlicht. Die Veröffentlichungen enthalten Statistiken aus zwei Umfragen: der „Current Population Survey“ (CPS; Haushaltsbefragung) und der „Current Employment Statistics“ (CES; Unternehmensbefragung).
Haushaltsumfrage (CPS)
Die Haushaltsumfrage liefert Informationen zur Arbeitskraft, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit und basiert auf einer Stichprobe von etwa 60.000 Haushalten, die vom US Census Bureau für das BLS durchgeführt wird.
Unternehmensumfrage (CES)
Die Unternehmensumfrage liefert Informationen zur Beschäftigung, Arbeitszeit und den Verdiensten von Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft. Diese Daten werden monatlich aus den Gehaltsunterlagen einer Stichprobe von etwa 119.000 Unternehmen und Regierungsbehörden erhoben. Dies repräsentiert etwa 629.000 Arbeitsstätten und umfasst etwa ein Drittel aller Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft.
Verlässlichkeit, Unterschiede und Gründe für mögliche Widersprüche
Zahlreiche konzeptionelle und methodische Unterschiede führen zu verschiedenen Beschäftigungsschätzungen und möglicherweise auch zu widersprüchlichen Aussagen. Beispielsweise schließt die Haushaltsbefragung landwirtschaftliche, selbständige und Tätigkeiten in nicht eingetragenen Unternehmen sowie unbezahlte Familienarbeiter und private Haushaltshilfen ein. Die Unternehmensbefragung schließt diese Gruppen aus. Außerdem enthält die Haushaltsbefragung keine Dopplungen, selbst wenn Befragte mehr als einen Arbeitsplatz haben. In der Unternehmensbefragung können Individuen dagegen doppelt gezählt werden, wenn sie zwei verschiedene Gehaltszettel erhalten.
Die Statistiken unterliegen sowohl Stichprobenfehlern als auch Nicht-Stichprobenfehlern. Gemäß Konfidenzintervall besteht eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass eine Schätzung nicht mehr als 1,6 Standardfehler vom tatsächlichen Wert abweicht. Für die Anzahl der neu geschaffenen Stellen sind dies +/- 130.000 Stellen. Die Schätzungen der letzten zwei Monate basieren auf unvollständigen Rückmeldungen in der Unternehmensumfrage und werden daher als vorläufig gekennzeichnet. Nach zwei aufeinanderfolgenden Revisionen werden sie als endgültig betrachtet.