Wochenausblick Aktien: US-Notenbank leitet die Normalisierung ein

veröffentlicht am 19. September 2024

Wochenausblick Aktien: US-Notenbank leitet die Normalisierung ein

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Die US-Notenbank (Fed) hat ihren Leitzins um 0,50 Prozentpunkte auf einen Korridor zwischen 4,75% und 5,00% gesenkt. Im Vorfeld hatten sich in den vergangenen Tagen die Erwartungen auf einen solchen „großen“ Zinsschritt erhöht.
Wesentliche neue Daten dürften dabei nicht im Spiel gewesen sein. Die im Verlauf der Woche veröffentlichten Wirtschaftsdaten zeigen ein unauffälliges Bild: Sowohl die US-Industrieproduktion, als auch der US-Wohnungsbau sowie der US-Einzelhandel verliefen zuletzt etwas besser als erwartet.
Der US-Leitindex S&P 500® kletterte im Vorfeld der Leitzinssenkung in die Nähe seines Allzeithochs, konnte dies jedoch bis zum Schluss nicht überwinden.

Wie geht es weiter?

Die US-Notenbank hat im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank, die formal nur der Geldwertstabilität verpflichtet ist, einen dualen Auftrag. Insofern ist verständlich, dass sie nach der deutlichen Verschlechterung des Beschäftigungsaufbaus in den Sommermonaten die im Trend rückläufigen Inflationsdaten nutzt, um sich mit einem „großen Schritt“ gegen mögliche spätere Vorwürfe abzusichern, zu wenig für die Konjunktur getan zu haben. Hierauf deutet auch die Erhöhung der Fed-Projektion für die US-Arbeitslosenrate von 4,0% auf 4,4% zum Jahresende hin. Das Leitzinsniveau war zudem nach den starken Anhebungen der Jahre 2022/23 im Verhältnis zu den Wachstums- und Inflationserwartungen mittlerweile recht restriktiv. Der Realzins (Leitzins abzüglich Inflationsrate) ist im vergangenen halben Jahr durch den Rückgang der Inflationsrate kräftig gestiegen. Damit bestand Handlungsbedarf. Das neue Leitzinsniveau ist gemessen an den Inflations- und Wachstumserwartungen immer noch recht hoch, so dass es für die Finanzmärkte auch nicht wesentlich sein sollte, ob die US-Notenbank die Leitzinsen in diesem Jahr noch um 0,25 oder 0,50 Prozentpunkte senkt.
Was bedeutet das alles für den Anleger? Zuerst muss festgehalten werden, dass die Leitzinssenkung mit den rückläufigen Inflationsdaten schon längere Zeit absehbar war. Insofern ist klar, dass die Inversion der Zinsstrukturkurve (Zinsen für kurze Laufzeiten sind höher als für lange) sich langsam auflösen sollte. Dies geschieht derzeit, auch passend zu der momentanen Phase einer wirtschaftlichen Abschwächung.
Die langfristigen Zinsen sind in den vergangenen Monaten zwar auch gesunken. Hier spielen aber nicht nur die kurzfristigen Erwartungen an die Geldpolitik der Notenbanken eine Rolle, sondern insbesondere die mittelfristigen Wachstums- und Inflationsaussichten. Wir gehen hier bei den Wachstumserwartungen nicht von einer deutlichen Eintrübung aus, unsere Annahme ist immer noch eine „sanfte Landung“ der US-Konjunktur, d.h. zwar niedrigere, aber keine negativen Wachstumsraten. Wir rechnen deshalb damit, dass sich die Renditen für längere Laufzeiten am Anleihemarkt (und damit z.B. auch die Zinsen für länger laufende Kredite) auch bei angenommenen Leitzinssenkungen auf dem jetzigen Niveau stabilisieren sollten, wenn sich abzeichnet, dass die US-Volkswirtschaft nicht in eine Rezession abgleitet.
An den Aktienmärkten begrenzt das hohe Bewertungsniveau bei wichtigen US-Indizes die weiteren Kursperspektiven. Zudem dürfte der Markt auf mögliche negative Gewinnrevisionen empfindlich reagieren. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Situation in den nächsten Wochen noch „ruckelig“ werden könnte. Wir würden deshalb Aufstockungen noch zurückstellen und empfehlen eine breite Aufstellung unter angemessener Berücksichtigung auch weniger konjunktursensitiver Branchen.

Stand 19.09.2024