US-Notenbank: Starker Einstieg in die Zinswende

US-Notenbank: Starker Einstieg in die Zinswende

 

Mit einem deutlichen Signal hat die US-Notenbank (Fed) ihren geplanten Zinssenkungszyklus eingeleitet. Die Fed hatte die Märkte in den vergangenen Monaten zwar auf eine Zinssenkung im September vorbereitet, sich aber nicht in die Karten schauen lassen, wie groß der Schritt sein würde. So schwankten die Markterwartungen bis zuletzt zwischen einer Zinssenkung um 0,25 und 0,5 Prozentpunkte.

Die US-Notenbank entschied sich für den größeren Schritt und senkte den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,75 % bis 5,00 %. Die Gründe für diese Entscheidung wurden sowohl in einer Pressemitteilung als auch in einer Rede des Notenbankpräsidenten Jerome Powell mit anschließenden Fragen aus dem Publikum erläutert.

Die Pressemitteilung

Mit Blick auf die jüngsten Daten betont die Fed, dass die US-Wirtschaft weiterhin in einem soliden Tempo wachse. Die Inflationsraten seien zwar nach wie vor hoch, bewegten sich aber weiter in Richtung der Zielmarke von 2 %. Diesbezüglich habe die Zuversicht der Fed weiter zugenommen. Auf dem Arbeitsmarkt habe sich das Beschäftigungswachstum verlangsamt und die Arbeitslosenquote sei gestiegen. Im historischen Vergleich sei die Quote aber immer noch niedrig.

Die Fed hat ein duales Mandat, dessen Ziele Preisstabilität und Vollbeschäftigung sind. In ihrer Pressemitteilung betont die Notenbank, dass sich die Risiken für das Erreichen der beiden Ziele mittlerweile nahezu ausgleichen und die Geldpolitik entsprechend ausgerichtet werde. Vor diesem Hintergrund und angesichts der zuletzt rückläufigen Inflationsraten habe sich die Fed für eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte entschieden. Zudem solle die Notenbankbilanz weiter reduziert werden.

Über den weiteren Verlauf des Zinssenkungszyklus äußerte sich die Notenbank jedoch nicht konkret. Wie schon in den vergangenen Monaten betonte die Fed, dass Entscheidungen über eine weitere Anpassung des Leitzinses „datengetrieben“ und auf Basis der weiteren wirtschaftlichen Aussichten sowie unter Risikogesichtspunkten getroffen würden.

Sollten Risiken auftreten, die die Erfüllung des Doppelmandats gefährden, sei die Fed jederzeit bereit, ihren geldpolitischen Kurs anzupassen.

Die Pressekonferenz

Da an den Märkten bis zuletzt Unklarheit über die Größe des Zinsschritts herrschte, war die Begründung für den großen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten von besonderem Interesse.

Fed-Präsident Jerome Powell erklärte, die Fed habe sich für eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte entschieden, um ein klares Signal zu setzen, dass sie sich den Zielen ihres Doppelmandats verpflichtet fühle. Die Fed sei zuversichtlich, dass die Inflationsentwicklung den vergleichsweise größeren Zinsschritt rechtfertige. Die Entscheidung spiegele die wachsende Zuversicht wider, dass mit einer angemessenen Anpassung des geldpolitischen Kurses die Stärke des Arbeitsmarktes im Sinne eines moderaten Wachstums und einer dauerhaft stabilen Inflationsrate von 2 % aufrechterhalten werden könne.

Mit Blick auf die Abschwächung am Arbeitsmarkt sei man nicht „hinter der Kurve“ (also zu spät). Der Zeitpunkt und die Schrittgröße seien so gewählt, dass dies auch so bleiben werde. Auch wenn sich der Arbeitsmarkt abgeschwächt habe, befinde er sich immer noch auf einem historisch guten Niveau. Die Zentralbank geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote bis zum Jahresende auf 4,4 % steigen wird.

US-Notenbankchef Powell bekräftigte, dass sich die Fed noch nicht auf weitere Zinsschritte festgelegt habe und Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung getroffen würden. In diesem Zusammenhang betonte er, dass nicht davon auszugehen sei, dass Zinsschritte in der Größenordnung von 0,5 Prozentpunkten „das neue Tempo“ seien.

Die Fed müsse bei der Lockerung der Geldpolitik nichts überstürzen. Das Wirtschaftswachstum sei solide, die Inflationsraten rückläufig und der Arbeitsmarkt noch auf robustem Niveau.

In dem für die Ausrichtung der Geldpolitik zuständigen Gremium gab es insgesamt eine breite Unterstützung für eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte. Es wurde intensiv diskutiert, so dass letztlich nur eine Teilnehmerin, die einen Schritt von 0,25 Prozentpunkten befürwortet hatte, gegen die Entscheidung stimmte.
Insgesamt gehen nun aber alle Teilnehmer von deutlichen Zinssenkungen im kommenden Jahr aus. Der Zinssenkungszyklus dürfte sich somit fortsetzen.

Darüber hinaus fügte Powell hinzu, dass er derzeit nicht davon ausgehe, dass extrem niedrige oder sogar negativen Renditen zurückkehren werden.

Wie geht es weiter?

Die Fed strebt weiter eine Normalisierung des Zinsniveaus an. Es ist jedoch wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass sich Zinssenkungen in der Regel nicht symmetrisch auf längerfristige Zinsen übertragen. Auch wenn die Fed betont, dass sie keine konkreten Aussagen über den genauen Ablauf des Zinssenkungsprozess machen wird, hat sie die Richtung relativ eindeutig vorgegeben. Der Leitzins wird weiter gesenkt werden. Die langfristigen Renditen dürften diese zu erwartende Entwicklung bereits schon vorweggenommen haben. Ob der Leitzins nun dieses Jahr noch um weitere 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte gesenkt wird, sollte nichts am großen Gesamtbild ändern. Der Zinssenkungszyklus wurde eingeleitet. Wichtiger als das Tempo der Senkungen dürfte für die Märkte das „Ziel der Zinsreise“. Also den Wert des Leitzinses am Ende des Senkungszyklus.

Aktuell scheint das Risiko eines konjunkturellen Einbruchs in der Tat größer zu sein als ein deutliches Wiederaufflammen der Inflation. Für die Märkte dürften daher in den kommenden Monaten vor allem Konjunkturdaten von größerer Bedeutung sein.

Fazit: Die US-Notenbank hat sich im September für einen relativ aggressiven Schritt entschieden und den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Der Zinssenkungszyklus hat begonnen. Für die Märkte dürfte das finale Zielniveau des Leitzinses wichtiger sein als das Tempo der Zinssenkungen. Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir, dass der Leitzinses noch um insgesamt 0,5 Prozentpunkte gesenkt wird.