EZB: Leitzinssenkung im Oktober
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Sitzung im Oktober den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 % gesenkt. Dies entsprach den Markterwartungen.
Die EZB steuert ihre Geldpolitik im Wesentlichen über drei Zinssätze. Der erste ist der Zinssatz für die Einlagefazilität (Einlagesatz), der als Leitzins fungiert. Der zweite ist der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität (Ausleihesatz) und der dritte ist der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Reposatz). Auch diese Zinssätze wurden um jeweils 0,25 Prozentpunkte gesenkt, sodass der Ausleihesatz nun bei 3,65 % und der Reposatz bei 3,40 % liegt.
Bereits bei der vorangegangenen Sitzung im September hatte die EZB den Abstand zwischen diesen Zinssätzen dauerhaft verringert. Der neue Abstand zwischen Einlagen- und Reposatz beträgt seitdem 0,15 Prozentpunkte. Der Abstand zwischen Repo- und Ausleihesatz blieb unverändert bei 0,25 Prozentpunkten.
Der EZB Pressebericht
Die Zentralbank zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Rückgang der Inflation fortsetzen werde. Die EZB wies ausdrücklich darauf hin, dass bei der Beurteilung des Inflationsausblicks auch die zuletzt überraschend schwachen Konjunkturdaten im Euroraum berücksichtigt wurden. Mit Blick auf die kommenden Monate betonte die EZB, dass die Inflationsraten im Euroraum wieder anziehen dürften. Im Laufe des nächsten Jahres dürfte die Inflation aber wieder auf ihren Zielwert von 2 Prozent zurückkehren. Das Lohnwachstum sei nach wie vor hoch, was sich in einer anhaltend hohen Binneninflation niederschlage. Der Arbeitskostendruck werde weiter nachlassen. Der Effekt auf die Inflation dürfte jedoch teilweise durch die Unternehmensgewinne abgefedert werden.
Die Notenbank bekräftigt ihr Mantra der vergangenen Monate, Zinsentscheidungen „datengetrieben“ zu treffen. Mögliche Änderungen würden von Sitzung zu Sitzung diskutiert und entschieden. Der EZB-Rat habe sich also nicht im Vorhinein auf einen bestimmten Zinspfad festgelegt.
Die Zinsen würden so lange hoch bleiben, wie es notwendig sei, um das mittelfristige Inflationsziel von 2 % zu sichern.
Zur Reduzierung der Zentralbankbilanz gab es keine wesentlich neuen Informationen. Die Bestände an Anleihen im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Program (PEPP) werden weiterhin um 7,5 Mrd. pro Monat reduziert. Zum Jahresende 2024 soll die Wiederanlage der Tilgungsbeträge komplett eingestellt werden. Auch die Bestände im Rahmen des Asset Purchase Programme (APP) nehmen weiter ab. Das Eurosystem legt die Tilgungsbeträge von Wertpapieren bei Fälligkeit nicht wieder an.
Wie geht es weiter?
Die Inflationsraten im Euroraum sind weiter rückläufig. Die konjunkturellen Aussichten bleiben jedoch verhalten, was sich auch in den kommenden Zinsentscheidungen niederschlagen dürfte. Denn eine weitere Lockerung der Geldpolitik könnte die Realwirtschaft stützen. Derzeit signalisieren die Frühindikatoren noch eher eine Abschwächung als eine Fortsetzung des zu Jahresbeginn begonnenen Aufschwungs. Schlechte Konjunkturdaten kommen vor allem aus Deutschland. Im Vergleich der großen Wirtschaftsräume dürfte der Euroraum 2024 das Schlusslicht bilden. Das europäische BIP dürfte um etwa 0,7 % wachsen.
Im September gingen die Inflationsraten im Euroraum vor allem aufgrund sinkender Energiepreise deutlich zurück. Die Inflationsrate für den gesamten Euroraum sank auf 1,7%. Auch in den großen Euro-Ländern gingen die Inflationsraten deutlich zurück. So stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland lediglich um 1,6% und in Frankreich um 1,1%.
Die EZB hat die Märkte bereits darauf vorbereitet, dass die kommenden Inflationsraten voraussichtlich höher ausfallen werden. Sie hat jedoch betont, dass dies nur ein vorübergehendes Phänomen sein dürfte. Die erwarteten höheren Inflationsraten sollten daher nicht zwangsläufig eine Pause bei den Zinssenkungen bedeuten. Vielmehr erwarten wir derzeit vor allem aufgrund der eingetrübten konjunkturellen Lage im Euroraum weiterhin eine Zinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte im Dezember. Der Einlagesatz würde dann bei 3,0% liegen. Auch wenn die nächste Zinssenkung erst Anfang 2025 erfolgen sollte, gehen wir insgesamt von einer Fortsetzung des Zinssenkungszyklus der EZB und mittelfristig sinkenden Zinsen aus.
Dennoch sollte die Gefahr eines Wiederaufflammens der Inflation im Euroraum nicht unterschätzt werden. Vor allem vom Dienstleistungssektor gehen nach wie vor deutliche Inflationsimpulse aus. Auch mögliche Energiepreisschocks durch eine politische Eskalation im Nahen Osten sind nicht auszuschließen. Zudem bleibt unsicher, wie die Wahl in den USA ausgeht und wie mögliche Zölle sich auf die Teuerung diesseits des Atlantiks auswirken könnten. Sollte die Inflation unerwartet stark ansteigen, dürfte die EZB eingreifen und ihren Zinssenkungszyklus unterbrechen.
Fazit: Die Oktober-Sitzung der EZB brachte keine Überraschungen. Hinsichtlich ihres weiteren Vorgehens hielt sich die Notenbank jedoch bedeckt.