Wochenausblick Aktien: Wahlernüchterung und Implikationen
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Nachdem die Wahleuphorie der US-Anleger in der vergangenen Woche in weiten Teilen verflogen war und die wichtigsten US-Aktienindizes deutlich nachgaben, starteten die Börsianer eher verhalten in die neue Woche. Auch diesseits des Atlantiks gab der DAX zuletzt nach, hielt sich aber noch knapp über der Marke von 19.000 Punkten. Gespannt warteten die Börsianer in dieser Woche auf die Veröffentlichung der Quartalszahlen von NVIDIA, um neue Einblicke in den KI-Sektor zu erhalten. Insgesamt reagierten die US-Märkte während der verlängerten Handelszeit relativ verhalten. Die Kryptowährungen setzten in dieser Woche indes ihre von den US-Wahlen angetriebene Rally fort.
Die Anleihemärkte bleiben angesichts des Wahlausgangs in den USA kritisch. Die Sorge um den inflationären Charakter der von der neuen US-Regierung angekündigten Wirtschaftspolitik überwiegt weiterhin. Belastend auf die Anleihekurse wirkten auch die besser als erwartet ausgefallenen Einzelhandelsdaten und die jüngsten Äußerungen des US-Notenbankchefs, wonach die Zinssenkungen aufgrund der robusten Konjunktur langsamer umgesetzt werden könnten. Dies könnte auch die Europäische Zentralbank dazu veranlassen, ihre restriktive Geldpolitik noch länger beizubehalten, um die Zinsdifferenz zur US-Notenbank nicht zu groß werden zu lassen, insbesondere mit Blick auf den Euro-Dollar-Wechselkurs. Dieser ist in den letzten vier Wochen von über 1,09 auf rund 1,05 gefallen. Die geopolitischen Risiken haben sich in dieser Woche vor allem durch eine neue Eskalationsstufe im russischen Angriffskrieg erhöht. Dies spiegelte sich in den Kursanstiegen der beiden „sicheren Häfen“ Gold und US-Dollar wider.
Der Ausgang der US-Wahlen steht weiterhin im Fokus der Marktteilnehmer. Die Märkte scheinen angesichts der angekündigten Besetzung der Schlüsselpositionen in der neuen Regierung zunehmend nervös zu werden. So führte die Nominierung des Impfgegners und Verschwörungstheoretikers Robert F. Kennedy, der immer wieder extreme Positionen vertritt, zu starken Kursverlusten im Gesundheitssektor Bundesbankpräsident Joachim Nagel bezeichnete eine tatsächliche Umsetzung der von der neuen US-Regierung angekündigten Zölle als Wendepunkt in der internationalen Handelsordnung, die zu höheren Inflationsraten führen werde.
Wie geht es weiter?
In der kommenden Woche stehen zahlreiche makroökonomische Daten zur Veröffentlichung an. Der ifo- und der GfK-Index dürften neue Erkenntnisse über den Zustand und die Richtung der deutschen Konjunktur liefern. In den USA werden in der kommenden Woche wichtige Daten zum Verbrauchervertrauen erwartet. Im Fokus dürften aber vor allem die aktuellen Inflationszahlen aus Europa und den USA stehen. Hier insbesondere die sogenannte Core PCE, die das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank darstellt.
Insgesamt bekräftigen wir unsere Präferenz für einen internationalen Anlageansatz. Mit Blick auf die Aktienmärkte positionieren wir uns vorerst neutral bis leicht positiv. Hier bietet sich aktuell insbesondere der Ausbau einer größeren Diversifikation an. Angesichts gemäßigterer Bewertungen und eines konstruktiven Wachstumsausblicks erachten wir die ASEAN-Region als attraktiv. Lukrative Anlagemöglichkeiten sehen wir nach wie in Fremdwährungen. Anleihemärkte bleiben mit Blick auf die Einkommensgenerierung interessant. Wir bestätigen zudem unsere Präferenz für Gold. Die jüngsten Kursrückgänge des gelben Metalls bieten Chancen zum Auf- bzw. Ausbau der Goldposition.
Stand 21.11.2024