ifo Geschäftsklimaindex gesunken

veröffentlicht am 25. November 2024 um 11:11 Uhr

ifo Geschäftsklimaindex gesunken

 

  • Beurteilung der Geschäftslage auf tiefstem Stand seit Juli 2020
  • Geschäftserwartungen fast auf Vormonatsniveau
  • Klima damit niedriger als im Oktober
  • Ifo Präsident Clemens Fuest: „Der deutschen Wirtschaft fehlt es an Kraft.“
  • Markt hatte bereits niedrige Erwartungen und ist deshalb nicht überrascht

Geschäftsklimaindex eingetrübt

Die Stimmung im Unternehmenssektor trübte sich im November wieder ein. Der vom Münchener ifo Institut ermittelte Geschäftsklimaindex sank auf 85,7 Punkte. Der Rückgang war wenig überraschend, denn die die Markterwartung lag bei 86,0 Zählern und zuvor fielen bereits die Einkaufsmanagerindizes schlecht aus. Damit wurde der Abwärtstrend seit Mai im Oktober nur kurz unterbrochen.

„Der deutschen Wirtschaft fehlt es an Kraft.“, kommentierte das ifo Institut die aktuellen Daten. Die Einschätzung der aktuellen Lage ist dabei etwas stärker gefallen als die Erwartung, also der Blick nach vorne. Die Zeichen stehen auf wirtschaftliche Kontraktion oder zumindest Stagnation.

Lageeinschätzung so schlecht wie lange nicht mehr

Die Einschätzung der aktuellen Lage ging im Monatsvergleich um 1,4 auf 84,3 Punkte zurück. Dieser Wert liegt unter der Schätzung des Konsenses und markiert den niedrigsten Wert seit Juli 2020, wenige Monate nach Ausbruch der Covid-Pandemie.

Erwartungen bleiben eingetrübt

Die Erwartungen der Unternehmen sind im November dagegen kaum gesunken. Der Wert fiel um 0,1 zum Vormonat auf 87,2 Punkte und lag damit etwas über der Marktvorhersage. Kleiner Hoffnungsschimmer: absolut gesehen liegt der Wert immer noch höher als in den ersten beiden Monaten dieses Jahres.

Konjunktur-Uhr unverändert auf „Krise“

Die Konjunktur-Uhr, die aus der Einschätzung der aktuellen Lage und der Erwartungen gebildet wird, bewegte sich auch im August im Quadranten „Krise“.

Fazit: Die aktuellen ifo-Daten deuten auf eine wirtschaftliche Kontraktion oder zumindest Stagnation hin. Das letzte Quartal dürfte sich von der Entwicklung des restlichen Jahres in Deutschland kaum unterscheiden. Zumindest scheint sich aber der Ausblick nicht weiter dramatisch zu verschlechtern.

Wie sieht es in den Sektoren aus?

Das Geschäftsklima hat sich in drei von vier Wirtschaftsbereichen verschlechtert. Nun befinden sich alle berücksichtigten Sektoren unterhalb der Wachstumsschwelle. Das heißt, dass der (saisonbereinigte) Saldo negativ ist. Überraschend ist, dass nun auch der Dienstleistungssektor pessimistisch ist.

Veränderungen zum Vormonat
Verarbeitenden Gewerbe: -1,3
Dienstleistungssektor: -3,7
Handel: +2,8
Bauhauptgewerbe: -2,8

 

 

Hintergrund:

ifo als Frühindikator

Der ifo Geschäftsklimaindex gilt als der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Er wird seit den fünfziger Jahren erhoben und setzt sich aus den beiden Komponenten „Lage“ und „Erwartung“ zusammen. Gefragt werden monatlich rund 9000 Unternehmen. Diese beurteilen die aktuelle Lage sowie die Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Als Antwortmöglichkeiten stehen zur Wahl:

  • gut / befriedigend / schlecht (bei der Lageeinschätzung) bzw.
  • günstiger / gleich bleibend / ungünstiger (bei den Erwartungen).

Aus den Antworten wird der Geschäftsklimaindex berechnet.

Seit 2018 Spiegelbild der Gesamtwirtschaft

Bis Anfang 2018 bildete „der ifo“ lediglich den gewerblichen Sektor (Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel) ab. Seit Frühjahr 2018 umfasst er auch den Dienstleistungssektor und wurde damit zum Spiegelbild der Gesamtwirtschaft. Der „ifo Geschäftsklimaindex für die Gewerbliche Wirtschaft“ wurde durch das „ifo Geschäftsklima Deutschland“ ersetzt. Darüber hinaus erfolgte die Umstellung des Basisjahres von 2005 auf 2015.

Mit der Einbeziehung der Dienstleistungen repräsentiert „der ifo“ einen deutlich größeren Bereich der deutschen Wirtschaft, denn der Dienstleistungssektor alleine generiert rund zwei Drittel der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Der Geschäftsklimaindex hat folgende Gewichtungen: Dienstleistungssektor 50,5%, Verarbeitendes Gewerbe 30,2%, Bauhauptgewerbe 6,0%, Großhandel 7,1% und Einzelhandel 6,2%.