Wochenausblick Aktien: Schwacher Euroraum in politischer Volatilität
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Auch in der 48. Kalenderwoche verschlechterte sich das Bild der europäischen Konjunktur, während die USA in vielerlei Hinsicht das wirtschaftliche Maß aller Dinge bleiben.
Die deutsche Wirtschaft präsentiert sich weiterhin äußerst schwach. In dieser Woche enttäuschten mit dem ifo– und dem GfK-Index gleich zwei wichtige Konjunkturindikatoren. Die vorläufig geschätzten Inflationsraten in Deutschland lagen im November jedoch mit 2,2% (auf Basis des Verbraucherpreisindex) und 2,4% (auf Basis des harmonisierten Verbraucherpreisindex) unterhalb der Markterwartungen. Im Euroraum verschlechterten sich die Einkaufsmanagerindizes insbesondere mit Blick auf den Dienstleistungssektor deutlich. Darüber hinaus kamen auf politischer Ebene zuletzt negative Nachrichten aus Frankreich. Dort droht die Regierung zu zerbrechen, was die Wahrscheinlichkeit weitreichender Sparmaßnahmen im hoch verschuldeten Nachbarland drastisch reduziert hat. Der Renditeaufschlag der zehnjährigen französischen Staatsanleihe gegenüber dem deutschen Pendant erreichte zwischenzeitlich den höchsten Stand seit 2012.
Nachdem der Euro-Dollar-Kurs seinen Abwärtstrend der letzten Wochen fortgesetzt hatte und im Wochenverlauf zeitweise unter die Marke von 1,05 gerutscht war, erholte sich dieser am Mittwoch auf knapp 1,06. Ein wichtiger Grund dafür dürfte die Warnung von EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel vor zu starken Leitzinssenkungen im Euroraum gewesen sein.
Die Renten- und Aktienmärkte, insbesondere einzelne Marktsegmente und Einzeltitel, scheinen zumindest kurzfristig weiterhin deutlich auf politische Ankündigungen der designierten US-Regierung zu reagieren. Während die Nominierung eines ehemaligen Hedgefondsmanagers zum Finanzminister am Wochenende die Märkte auf eine gemäßigtere Gangart der neuen US-Regierung hoffen ließ, konterkarierte der designierte Präsident Donald Trump diese Hoffnungen mit deutlichen Zolldrohungen gegen die direkten Nachbarländer Kanada und Mexiko.
Im Gegensatz zu Europa präsentiert sich die US-Wirtschaft weiterhin stark. Steigende Auftragseingänge, ein starkes Verbrauchervertrauen und niedrige Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe untermauerten in dieser Woche das Bild einer soliden Verfassung. Auch der von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsindikator, die so genannte Core PCE Rate, entsprach den Markterwartungen.
Vor dem Hintergrund rückläufiger Inflationserwartungen auf beiden Seiten des Atlantiks setzten die Renditen langfristiger Anleihen in den USA und im Euroraum ihren leichten Abwärtstrend fort.
Die wichtigsten US-Aktienindizes starteten stark in die verkürzte Handelswoche und erreichten teilweise neue Rekordstände. Am letzten Handelstag vor Thanksgiving gaben sie jedoch wieder etwas nach. Unbeeindruckt vom schwachen ifo-Index kletterte der DAX am Montag über die Marke von 19.400 Punkten, die er nach einem anschließenden Rücksetzer zum Handelsbeginn am Donnerstag wieder zurückeroberte.
Wie geht es weiter?
Auf der makroökonomischen Seite wird der US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag mit Spannung erwartet. Dieser sollte eine wichtige Rolle für die weiteren Zinsentscheidungen der US-Notenbank spielen. Mit der Berichtssaison im Rückspiegel dürften sich auch die Aktienmärkte verstärkt auf das makroökonomische Umfeld und politische Entwicklungen konzentrieren.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Marktentwicklungen halten wir an unserer bisherigen Anlagestrategie fest. So bestätigen wir mit Blick auf die Aktienmärkte unsere Präferenz für die USA gegenüber Europa. In der aktuellen Euroschwäche sehen wir weiterhin lukrative Anlagemöglichkeiten in Fremdwährungen. Trotz der jüngsten Renditerückgänge bleiben Anleihen zur Ertragsgenerierung interessant.
Stand 28.11.2024