US-Arbeitsmarkt grundsätzlich solide
Der US-Arbeitsmarkt präsentierte sich im November laut Zahlen des US Bureau of Labor Statistics grundsätzlich solide. Die Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze lag mit 227 Tausend etwas über der Konsensschätzung von 200 Tausend. Die Arbeitslosenquote stieg leicht auf 4,2%, was so vom Markt erwartet wurde.
Wie bei den Erstveröffentlichungen der neugeschaffenen Arbeitsplätze zuletzt häufiger, ist es auch diesmal zu deutlichen Revisionen der beiden Vormonate gekommen. Gegenüber dem ursprünglichen Wert sind im September rund 32 Tausend und im Oktober rund 24 Tausend mehr Stellen geschaffen worden.
Lohnanstieg weiterhin hoch
Der Lohnanstieg zum Vormonat ist weiterhin hoch und lag mit 0,4% über der Markterwartung von 0,3% und folgt auf den ebenfalls bereits hohen Oktober-Wert. Im Vorjahresvergleich legten die Löhne im November um 4,0% zu. Damit ziehen die Löhne die Inflationsrate (zuletzt bei 3,3% im November) nach oben, wirken also inflationstreibend.
Lag die Anzahl offener Stellen zeitweise rund doppelt so hoch wie die der Arbeitslosen, hat sich der Abstand inzwischen deutlich verringert. Im November standen den 7,14 Mio. Arbeitssuchenden „nur noch“ 8,17 Mio. offene Stellen zur Verfügung.
Wie sind die Zahlen zu bewerten?
Die veröffentlichten Daten deuten auf einen grundsätzlich soliden Arbeitsmarkt hin. Kühlte sich der Arbeitsmarkt von April 2023 bis Juli 2024 ab, ging es im August und September dieses Jahres sogar wieder in die andere Richtung. Aufgrund der Entwicklung von November könnte sich die leichte Abkühlungstendenz nun fortsetzen. Erstaunlich wäre diese Entwicklung angesichts der hohen BIP-Wachstumsraten der USA. In gewisser Weise wäre dies eine entgegengesetzte Entwicklung zu Deutschland, wo sich der Arbeitsmarkt trotz der wirtschaftlichen Stagnation erstaunlich robust zeigte.
Insgesamt ist es derzeit schwierig Vorhersagen über die weitere Entwicklung zu treffen. Denn diese hängt maßgeblich von den politischen Weichenstellungen der Trump-Administration ab. Sollte es tatsächlich zu Immigrationsstopps oder sogar Ausweisungen kommen, würden dem US-Arbeitsmarkt viele Arbeitskräfte abhandenkommen. Außerdem könnten Produktionsverlagerungen in die USA aufgrund von Zöllen sowie konjunkturelle Impulse durch Deregulierung und Steuersenkungen zusätzliche Nachfrage nach Arbeit erzeugen. Dies würde den Druck (aus Arbeitgebersicht) bzw. die Robustheit (aus Arbeitnehmersicht) am Arbeitsmarkt erhöhen.
Was macht die US-Notenbank?
Die US-Notenbank (Fed), die mit ihrem dualen Mandat die zwei Ziele der Vollbeschäftigung und der Preisniveaustabilität verfolgt, sieht sich einer schwer abzusehenden Situation gegenüber. Die Inflationsraten liegen nur noch moderat über dem Zielniveau, weshalb die Geldpolitik nicht mehr ganz so restriktiv sein muss. Die noch nicht vollumfänglich einschätzbaren Wirkungen der neuen Regierung könnten dagegen mehr Inflationsdruck erzeugen und so für weniger Zinssenkungen sprechen. Insofern gehen wir davon aus, dass im Dezember noch eine Zinssenkung beschlossen wird. Im neuen Jahr dürften dann zwei weitere Senkungen folgen und danach eine Pause eingelegt werden.
Fazit: Die US-Arbeitsmarktzahlen von November sprechen dafür, dass es im Dezember eine Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten durch die Fed geben dürfte.
Methodische Hinweise
Die Arbeitsmarktzahlen des US Bureau of Labor Statistics (BLS) werden jeweils an einem Freitag zum Monatsanfang veröffentlicht. Die Veröffentlichungen enthalten Statistiken aus zwei Umfragen: der „Current Population Survey“ (CPS; Haushaltsbefragung) und der „Current Employment Statistics“ (CES; Unternehmensbefragung).
Haushaltsumfrage (CPS)
Die Haushaltsumfrage liefert Informationen zur Arbeitskraft, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit und basiert auf einer Stichprobe von etwa 60.000 Haushalten, die vom US Census Bureau für das BLS durchgeführt wird.
Unternehmensumfrage (CES)
Die Unternehmensumfrage liefert Informationen zur Beschäftigung, Arbeitszeit und den Verdiensten von Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft. Diese Daten werden monatlich aus den Gehaltsunterlagen einer Stichprobe von etwa 119.000 Unternehmen und Regierungsbehörden erhoben. Dies repräsentiert etwa 629.000 Arbeitsstätten und umfasst etwa ein Drittel aller Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft.
Verlässlichkeit, Unterschiede und Gründe für mögliche Widersprüche
Zahlreiche konzeptionelle und methodische Unterschiede führen zu verschiedenen Beschäftigungsschätzungen und möglicherweise auch zu widersprüchlichen Aussagen. Beispielsweise schließt die Haushaltsbefragung landwirtschaftliche, selbständige und Tätigkeiten in nicht eingetragenen Unternehmen sowie unbezahlte Familienarbeiter und private Haushaltshilfen ein. Die Unternehmensbefragung schließt diese Gruppen aus. Außerdem enthält die Haushaltsbefragung keine Dopplungen, selbst wenn Befragte mehr als einen Arbeitsplatz haben. In der Unternehmensbefragung können Individuen dagegen doppelt gezählt werden, wenn sie zwei verschiedene Gehaltszettel erhalten.
Die Statistiken unterliegen sowohl Stichprobenfehlern als auch Nicht-Stichprobenfehlern. Gemäß Konfidenzintervall besteht eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass eine Schätzung nicht mehr als 1,6 Standardfehler vom tatsächlichen Wert abweicht. Für die Anzahl der neu geschaffenen Stellen sind dies +/- 130.000 Stellen. Die Schätzungen der letzten zwei Monate basieren auf unvollständigen Rückmeldungen in der Unternehmensumfrage und werden daher als vorläufig gekennzeichnet. Nach zwei aufeinanderfolgenden Revisionen werden sie als endgültig betrachtet.