ifo Geschäftsklimaindex auf tiefstem Stand seit Mai 2020

veröffentlicht am 17. Dezember 2024 um 16:40 Uhr

ifo Geschäftsklimaindex auf tiefstem Stand seit Mai 2020

 

  • Beurteilung der Geschäftslage überraschenderweise leicht verbessert
  • Geschäftserwartungen wieder deutlich eingetrübt
  • Klima damit weiterhin enttäuschend
  • Ifo Präsident Clemens Fuest: „Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden.“
  • Markt hatte bereits mit Seitwärtsbewegung gerechnet

Geschäftsklimaindex eingetrübt

Die schlechte Stimmung im Unternehmenssektor bricht auch im Dezember nicht ab. Der vom Münchener ifo Institut ermittelte Geschäftsklimaindex sank um 0,9 auf 84,7 Punkte. Die Dimension des Rückgangs war zwar für manche Marktteilnehmer überraschend, doch wurde grundsätzlich ein niedrigerer Wert erwartet und die zuvor fielen bereits die Einkaufsmanagerindizes schlecht aus. Damit setzt sich der seit Mai laufende Abwärtstrend – mit nur einer kurzen Unterbrechung im Oktober – weiter fort.

„Die Schwäche der deutschen Wirtschaft ist chronisch geworden.“, kommentierte das ifo Institut die aktuellen Daten. Dies deckt sich mit unserer Sicht, dass Deutschland in einer Dauerstagnation feststeckt.

 

Lageeinschätzung leicht verbessert

Überraschenderweise hat sich die Einschätzung der aktuellen Lage im Monatsvergleich um 0,8 auf 85,1 Punkte leicht verbessert. Dieser Wert liegt sogar etwas über der Schätzung des Konsenses von 84,0. Doch sollte dieser Einzelwert nicht über den seit August 2021 laufenden Abwärtstrend hinwegtäuschen.

Erwartungen weiter eingetrübt

Die Erwartungen der Unternehmen sind im Dezember dagegen nochmal deutlich gesunken. Der Wert fiel um 2,6 zum Vormonat auf 84,4 Punkte und lag damit deutlich unter der Marktvorhersage. Damit scheinen die Befragten kaum Lichtblicke am Horizont zu sehen. Die ehemaligen Erfolge im Außenhandel werden Deutschland nun zum Verhängnis. Die chinesische Nachfrage wird zunehmen von heimischen Anbietern bedient und auch die attraktiven Absatzmärkte in den USA könnten künftig durch Zölle abgeschottet werden.

Konjunktur-Uhr unverändert auf „Krise“

Die Konjunktur-Uhr, die aus der Einschätzung der aktuellen Lage und der Erwartungen gebildet wird, bewegte sich seit über zwei Jahren nur noch innerhalb des Quadranten „Krise“.

Fazit: Die aktuellen ifo-Daten deuten auf eine Fortsetzung der Dauerstagnation hin. Eine Besserung wird für die nächsten 6 Monate nicht erwartet.

Wie sieht es in den Sektoren aus?

Das Geschäftsklima hat sich in drei von vier Wirtschaftsbereichen verschlechtert. Alle berücksichtigten Sektoren befinden sich unterhalb der Wachstumsschwelle. Das heißt, dass der (saisonbereinigte) Saldo negativ ist. Überraschend ist, dass auch der Dienstleistungssektor pessimistisch ist.

Veränderungen zum Vormonat
Verarbeitenden Gewerbe: -2,8
Dienstleistungssektor: -2,1
Handel: -2,9
Bauhauptgewerbe: +2,9

 

 

Hintergrund:

ifo als Frühindikator

Der ifo Geschäftsklimaindex gilt als der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Er wird seit den fünfziger Jahren erhoben und setzt sich aus den beiden Komponenten „Lage“ und „Erwartung“ zusammen. Gefragt werden monatlich rund 9000 Unternehmen. Diese beurteilen die aktuelle Lage sowie die Erwartungen für die kommenden sechs Monate. Als Antwortmöglichkeiten stehen zur Wahl:

  • gut / befriedigend / schlecht (bei der Lageeinschätzung) bzw.
  • günstiger / gleich bleibend / ungünstiger (bei den Erwartungen).

Aus den Antworten wird der Geschäftsklimaindex berechnet.

Seit 2018 Spiegelbild der Gesamtwirtschaft

Bis Anfang 2018 bildete „der ifo“ lediglich den gewerblichen Sektor (Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel) ab. Seit Frühjahr 2018 umfasst er auch den Dienstleistungssektor und wurde damit zum Spiegelbild der Gesamtwirtschaft. Der „ifo Geschäftsklimaindex für die Gewerbliche Wirtschaft“ wurde durch das „ifo Geschäftsklima Deutschland“ ersetzt. Darüber hinaus erfolgte die Umstellung des Basisjahres von 2005 auf 2015.

Mit der Einbeziehung der Dienstleistungen repräsentiert „der ifo“ einen deutlich größeren Bereich der deutschen Wirtschaft, denn der Dienstleistungssektor alleine generiert rund zwei Drittel der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Der Geschäftsklimaindex hat folgende Gewichtungen: Dienstleistungssektor 50,5%, Verarbeitendes Gewerbe 30,2%, Bauhauptgewerbe 6,0%, Großhandel 7,1% und Einzelhandel 6,2%.