Norwegen lässt Leitzins bei 4,50%
- Norges Bank lässt Leitzins unverändert bei 4,5%, erste Senkung voraussichtlich im März 2025
- Inflation mit 3% noch immer erhöht, reduzierte sich aber schneller als gedacht
- Konjunktur sehr schwankungsintensiv, derzeit mit positivem Ausblick auf 2025 und Abkühlung ab 2026
- Norwegische Krone weiterhin mit Tendenz zur leichten Schwäche, aber Stabilisierung erwartet
- Pensionsfonds ist mit einem Wert von rund 1,5 Bill. EUR einer der größten weltweit
Die norwegische Notenbank „Norges Bank“ ließ die Key Policy Rate auch im Dezember erwartungsgemäß unverändert bei 4,50%. Basierend auf den aktuellen Daten will sie den Leitzins voraussichtlich im März 2025 reduziert. Die restriktive Geldpolitik habe dazu beigetragen, die norwegische Wirtschaft abzukühlen und die hohe Inflation zu drücken. Die Arbeitslosenquote sei von einem niedrigen Niveau leicht gestiegen. Allerdings dürften die deutlich gestiegenen Kosten für Unternehmen den weiteren Disinflationsprozess bremsen.
Es gibt eine erhebliche Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Wirtschaft. Zölle könnten den internationlen Handel und damit auch die Weltwirtschaft reduzieren. Sollte sich die Wirtschaft daher stärker abschwächen oder die Inflation schneller reduzieren, kann der Leitzins auch früher bzw. schneller gesenkt werden. Doch könnte auch die Norwegische Krone weiter zur Schwäche neigen oder die Inflationsrate wieder anziehen, was eine höhere Key Policy Rate notwendig machen würde als derzeit gedacht.
Zinssenkung erst 2025
Die Notenbank-Projektion wurde im Dezember aktualisiert, wobei die Zinsprognose in der mittleren Frist leicht nach oben genommen wurde. Leitzinssenkungen sind demnach erst im Jahr 2025 vorgesehen. Die Norges Bank erwartet eine jahresdurchschnittliche Key Policy Rate von 4,5% in 2024, 4,1% in 2025, 3,4% (+0,1) in 2026 und 3,0% (+0,2) in 2027.
Inflationsrate schneller rückläufig, aber noch immer zu hoch
Die Teuerungsrate hat sich weiter reduziert, ist jedoch immer noch zu hoch. Die Notenbank betrachtet dabei vor allem die um Steuern und Energiepreise bereinigte „Kernrate der Inflation“ (CPI-ATE), deren Zielwert vom norwegischen Finanzministerium auf 2,0% festgelegt wurde. Sie lag im Oktober mit 2,7% auf dem tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren, ist im November aber wieder auf 3,0% gestiegen.
Gemäß der Norges Bank wird die CPI-ATE den Zielwert von 2,0% auch in den kommenden Jahren deutlich überschreiten. Sie rechnete in ihren jüngsten Projektionen mit Jahresdurchschnittswerten von 2,7% in 2025 und 2026 sowie mit 2,4% in 2027.
Wachstum stark, aber Abkühlung ab 2026
Die Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ist sehr schwankungsanfällig. Im ersten Halbjahr zeigte Norwegen ein erstaunlich robustes Wachstum von 0,2% und 2,0% Zuwachs im ersten bzw. zweiten Quartal. Im dritten Dreimonatsabschnitt gab es dann einen Rückgang um 1,8%. Bereits im Vorjahr waren die Unterschiede deutlich. Im Sommerhalbjahr 2023 durchlief das skandinavische Land noch eine technische Rezession, konnte das Geamtjahr aber dank eines starken Jahresabschlusses mit einem BIP-Anstieg von 0,5% beenden.
Die Konjunkturprognosen wurden für die nahe Zukunft nach oben und für das Ende des Betrachtungszeitraums nach unten revidiert. In der Projektion von Dezember rechnet die Norges Bank mit einem Wachstum von 2,2% in 2024, 2,4% in 2025, 0,1% in 2026 und 0,0% in 2027.
Norwegens Reichtum gründet auf der Öl- und Gasförderung in der Nordsee, daher ist die Preisentwicklung der Energieträger von hohe Bedeutung. Die Prognosen der Norges Bank unterstellen einen Preis beim Barrel Nordseeöl Brent von 73 USD in 2025, 71 USD in 2026 und 69 USD in 2027. Damit wurden sie leicht angehoben im Vergleich zur letzten Projektion.
Schwache Krone beunruhigt
Die Norwegische Krone (NOK) bewegt sich als „Ölwährung“ üblicherweise im Gleichschritt mit dem Ölpreis. Sie entwickelte sich seit Anfang 2022 jedoch erstaunlich schwach und scheint sich im ersten Halbjahr 2024 etwas vom Ölpreis losgelöst zu haben. So machte sie den Anstieg des Ölpreises in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nicht mit. Auch die Aufwertung im Mai fiel eher in eine Phase mit schwächerem Ölpreis. Erst im Juli als die Ölnotierungen deutlich nachließen setzte sich wieder eine Parallelbewegung ein. Seit Jahresbeginn liegt die NOK gegenüber dem Euro rund 4,4% hinten.
Der Norges Bank bereitet die Schwäche der Krone unverändert Sorgen, denn die Abwertung verteuert die Einfuhren (importierte Inflation) und verstärkt den Preisauftrieb. Sie beobachtet den Wechselkurs daher sehr genau. Sollte er erneut zur Schwäche neigen, dürfte die Notenbank dies zum Anlass nehmen, den Leitzins noch länger hoch zu halten.
Staatsfonds seit 1998
Seit 1998 investiert Norwegen die Gewinne aus dem Öl- und Gasverkauf in den Staatsfonds „Government Pension Fund Global“ (GPFG). Mit einem aktuellen Marktwert von 17,7 Bill. NOK bzw. 1,5 Bill. EUR zählt er zu den größten der Welt. Der GPFG hält Anteile an 8.859 Unternehmen in 72 Ländern und erzielte seit 1998 eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,1%. Im 2. Quartal 2024 wurde ein Plus von 2,1% erzielt. Rund 70% des Fonds sind in Aktien, knapp 3% in Immobilien und rund 27% in Anleihen investiert.
Fazit: Der Wechselkurs der Krone bewegt sich zuletzt eher in Abwärtsphasen im Gleichschritt mit dem Ölpreis als in Aufwärtsphasen. Dieses Phänomen dürfte jedoch endlich sein, so dass künftig zumindest eine Seitwärtsbewegung zu erwarten wäre.