Donald Trump the Deal-Maker
Für eine umfassende Analyse zur tatsächlichen Politik der Trump Administration ist es noch zu früh, doch lassen sich vorläufige Einschätzungen aus den ersten Tagen nach der Amtseinführung treffen. Diese sind jedoch vorbehaltlich künftiger Entwicklungen zu sehen und aufgrund der erratischen Vorgehensweise in der Vergangenheit mit Ungewissheit behaftet.
Gesellschaftspolitik
Trump legte den Fokus in den ersten Stunden seiner Amtszeit auf die innen- und gesellschaftspolitischen Themen. Er bediente die Wünsche seiner engsten Anhängerschaft. Die harte Politik gegen Migranten setzte er durch das Ausrufen des Notstands an der Grenze zu Mexiko um. Außerdem beschloss er den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen (wie bereits in seiner ersten Amtszeit) und aus der Weltgesundheitsorganisation WHO. Des Weiteren begnadigte er die Trump-Anhänger, die am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten und legte fest, dass die US-Regierung nur noch zwei Geschlechter anerkennt. All diese Themen sind von enormer Tragweite für die US-Gesellschaft, doch dürften sie kaum Auswirkungen auf den Kapitalmarkt haben.
Wirtschaftspolitik
Während er bei den gesellschaftspolitischen Themen keinen Raum für Verhandlungen zu lassen scheint, dürfte sich bei der Wirtschaftspolitik seine Deal-Mentalität zeigen. Er verschaffte TikTok 75 Tage mehr Zeit für einen Deal und verhinderte damit eine womöglich als Teilenteignung interpretierte Abschaltung der Socialmedia-Plattform. Das Ausrufen des nationalen Energienotstands soll die Nutzung und Förderung fossiler Energieträger vereinfachen und Energiepreise reduzieren. Die unmittelbare Wirkung auf den Ölpreis blieb mit weniger als 2% Rückgang jedoch verhalten. Perspektivisch dürften es regenerative Energien in den USA aber nicht leicht haben.
Handelspolitik
Importzölle führte er dagegen nicht umgehend ein. Zwar hielt er an der Drohung fest, Zölle von 25% gegen Mexiko und Kanada einzuführen. Doch verband er dies erneut mit der Forderung, dass diese Länder die illegale Migration und den Drogenschmuggel stoppen sollen. Die Formulierung „ich denke, wir werden es am 1. Februar tun“ lässt zumindest die Hoffnung zu, dass es sich dabei um den Aufbau einer Verhandlungsposition handelt. Auch gegenüber Europa drohte er mit „Zöllen ohne Ende“, falls nicht mehr Öl und Gas aus den USA abgenommen werden sollten. Da zum Teil sofortige Zölle befürchtet wurden, zeigten sich viele Marktteilnehmer darüber erleichtert, dass die Drohungen recht unkonkret waren und an Bedingungen geknüpft wurden. Die Aktienindizes, allen voran der DAX, lagen entsprechend im Plus.
Fazit
Wir sehen unsere bisherigen Annahmen bestätigt, dass Trump erhebliche gesellschaftliche Veränderungen in den USA herbeiführen und dabei kompromisslos vorgehen wird. In der Wirtschafts- und Handelspolitik dürfte er dagegen offen für Verhandlungen sein und möglichst gute Deals für die USA erzielen wollen. Das heißt zwar nicht, dass es keine Zölle geben wird. Doch dürften diese in Höhe und Umfang nicht in der stärksten Ausprägung kommen und könnten nach einem Entgegenkommen auch wieder zurückgenommen werden.
Trump wird sich wohl nicht gegen den Markt stellen und schon gar nicht gegen den US-Aktienmarkt. Im Gegenteil, die zunehmende Nähe zu Wirtschaftsbossen der größten US-Konzerne spricht dafür, dass es eine liberale Wirtschaftspolitik im Interesse der Unternehmen geben wird. Auch die Entwicklungen am Rentenmarkt wird er wohl nicht ignorieren. Sollten die Zinsen auf US-Staatsanleihen zu weit nach oben laufen, dürfte er darauf entsprechend reagieren.
Damit sollte Trump der Deal-Maker sein, der die Grenzen des Demokratie- und Gesellschaftssystems verschiebt, aber auch offen für Verhandlungen ist.