Wochenausblick Aktien: Der Aktienmarkt verbreitert sich
.
Die erfolgsverwöhnten Aktien von KI-bezogenen Unternehmen – insbesondere aus der Halbleiterindustrie – gerieten zu Wochenbeginn teils gehörig unter Abgabedruck. Grund war das chinesische Startup DeepSeek, das mit seinem neuen KI-Modell für Aufsehen sorgte, indem es aufzeigte, dass die Anwendungen eine weitgehend vergleichbare Leistung wie die ChatGPT-Modelle von OpenAI bieten und angeblich verhältnismäßig deutlich kostengünstiger sind.
Auf Gesamtmarktebene fiel die Resonanz positiver aus: Zwar litten auch große Indizes wie der S&P 500 aufgrund des hohen Gewichtes der bisherigen „KI-Favoriten“, zahlenmäßig überwogen aber die Gewinner die Verlierer. Im Wochenverlauf beruhigte sich die Situation, da verstärkt die Vorteile einer möglicherweise weniger kapitalintensiven KI-Verbreitung für die Gesamtwirtschaft in den Vordergrund traten. Außerdem konnten einige Schwergewichte aus der Tech-Branche mit ihren Quartalszahlen überzeugen. Gleiches galt für einen großen europäischen Energieinfrastrukturanbieter, der mit einer „positiven Gewinnwarnung“ einen Teil seiner zweistelligen Kursverluste in Folge der „DeepSeek-Sektorkorrektur“ schnell kompensieren konnte.
Die nun mit Kraft auch in Europa einsetzende Berichtssaison erwies sich insgesamt als positiver Faktor. Der deutsche Aktienindex (DAX) konnte in diesem Umfeld ein neues Hoch oberhalb von 21.700 Punkten markieren.
Die im Wochenverlauf publizierten Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank fielen exakt so aus, wie mit starkem Konsens vorhergesagt: Während die US-Währungshüter keinen Anlass sahen, etwas zu verändern, senkten ihre europäischen Kollegen die Leitzinsen jeweils um die erwarteten 25 Basispunkte, so dass der Satz für die Einlagefazilität jetzt 2,75 % beträgt.
Von den Konjunkturdaten gab es wenig Überraschungen: Europäische Einkaufsmanagerindizes erholten sich leicht, der ifo-Geschäftsklimaindex konnte erstmals seit Monaten leicht zulegen, allerdings auf sehr niedrigem Niveau.
Wie geht es weiter?
Die Nachricht von deutlichen Produktivitätsfortschritten beim Thema Künstliche Intelligenz ist grundsätzlich eine hervorragende Nachricht für die Wirtschaft und die Aktienmärkte insgesamt. Ähnlich wie bei früheren Innovationssprüngen dürften niedrigere Kosten dafür sorgen, dass die Verbreitung schneller vorangeht und dies dann insgesamt zu höheren Umsätzen führt.
Wie wir bereits in unserem Jahresausblick 2025 mit dem Motto „Mut zur robusten Aufstellung“ thematisiert haben, wird es aber nicht reichen, einfach nur auf die bisherigen Indexschwergewichte zu setzen, sondern sich darüber hinaus deutlich breiter aufzustellen und auch vernachlässigte Nebenwerte und am Rande stehende Branchen, die auch von Produktivitätsfortschritten profitieren können, in eine sinnvolle Allokation zu integrieren. Gleiches sollte auch für vernachlässigte Regionen gelten, die mit attraktiven Bewertungsrelationen aufwarten können, aber zuletzt noch im Abseits standen, wie z. B. Teile Asiens. Eben nicht in einem zu hohen Ausmaß auf die großartigen Erfolge von gestern zu setzen, bleibt ein zentrales Anliegen unserer Anlagestrategie.
Die Kursentwicklung der vergangenen Tage sehen wir als Bestätigung dieser Strategie. Insgesamt bekräftigen wir aber auch den Hinweis, dass wir uns derzeit bei vielen Aktienindizes, das gilt nach dem hervorragenden Jahresstart auch für den DAX, oberhalb unserer für das Jahresende 2025 errechneten Kursziele befinden. Deshalb sollten kurzfristig Umschichtungen im Vordergrund stehen und Aufstockungen eher für Korrekturen, die im Jahresverlauf angesichts der Herausforderungen und Fragezeichen durchaus wahrscheinlich sind, aufgespart werden. Ein besonderes Augenmerk sollte mit Erreichen der avisierten Zielmarken für die Renditen am Anleihemarkt auch diesem Teil des Anlagevermögens gewidmet werden. Häufig sind die durchschnittlichen Laufzeiten in den Portfolios, ausgehend von der stark inversen Zinsstruktur der Vorjahre, noch zu kurzfristig ausgerichtet.
Stand 30.01.2025