Wochenausblick Aktien: Hin und Her im Zollstreit

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Bekanntlich haben politische Börsen kurze Beine. Soll heißen, dass letztlich wirtschaftliche und nicht politische Entwicklungen für die Kapitalmärkte ausschlaggebend sind. Doch wenn sich so viele politische Ereignisse wie in der jüngsten Vergangenheit aneinanderreihen, kann es zu einem Tausendfüßer kommen, der sich dann doch nachhaltig in Bewegung setzt.
Auch diese Woche gab es ein Hin und Her bei der Zollpolitik der US-Administration, bei der es zu einer Achterbahnfahrt der Börsen kam. Erst wurden Zölle angesagt, dann in letzter Sekunde wieder verschoben. Es gab Ausnahmen, die teils ausgeweitet und teils gestrichen wurden. Und auch die angedrohte Höhe variierte binnen weniger Stunden enorm. Letztlich gelten seit gestern Zölle in Höhe von 25 % auf Stahl und Aluminium. Die Aktienindizes stehen in Summe der letzten fünf Handelstage bei einem Minus von 2,5 % (DAX) bis 3,2 % (S&P500). Das Zoll-Chaos führt zu fehlender Planbarkeit für Unternehmen und damit zu Unsicherheit.
Statt dieser Verunsicherung entschieden entgegen zu treten widersprach Trump Rezessionssorgen nicht, sondern redete von einer „Übergangszeit“, die es geben werde, um das große Ziel zu erreichen. Ganz akut besteht in der Nacht zum Samstag zudem die Gefahr eines (temporären) Shutdowns. Der Überbrückungshaushalt muss nämlich im Senat von einigen Demokraten unterstützt werden.

Die zuletzt veröffentlichten ökonomischen Fakten verhielten sich in den USA (noch) unauffällig. Im Februar fiel die Arbeitslosenquote zwar etwas höher aus als die Konsensschätzung, doch war der Stellenaufbau mit über 150 tausend stabil. Die Inflation reduzierte sich moderat, doch liegt insbesondere die Kernrate mit 3,1 % weiterhin signifikant über dem Zentralbankziel und zeigte im letzten halben Jahr wenig Abkühlungstendenzen.
Diesseits des Atlantiks überraschte die Industrieproduktion erstmal positiv. Doch da der Anstieg von 2,0 % in Deutschland bzw. 0,8% im Euroraum für Januar gilt, ist er nicht auf die jüngsten politischen Ereignisse zurückzuführen.
Wie geht es weiter?
Es besteht das Risiko, dass die politischen Äußerungen Trumps sich nicht nur auf die Stimmung, sondern auf die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung auswirken. Daher werden nach den weiteren Frühindikatoren – z. B. das Verbrauchervertrauen Uni Michigan morgen – vor allem die nächsten harten ökonomischen Zahlen für Februar interessant sein. Hier stehen Anfang nächster Woche die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion im Kalender.
Die Federal Reserve dürfte aufgrund der noch immer erhöhten Inflation und des stabilen Arbeitsmarktes bei ihrer Sitzung nächste Woche keinen Druck für Zinssenkungen verspüren. Interessant wird aber sein, ob bzw. wie sich die Wirtschafts- und Zollpolitik in den Projektionen der US-Notenbank wiederfindet. Zudem wird man sehen, wie akut Powell einerseits Rezessionssorgen und andererseits Inflationsgefahren sieht. Zuletzt hatten namhafte US-Ökonomen und Großbanken die Wahrscheinlichkeit für einen Abschwung in den USA deutlich angehoben.
In Deutschland findet heute die erste Lesung zum Konjunkturpaket der designierten Koalitionäre statt. Wir gehen davon aus, dass das Paket zwar intensiv diskutiert und nochmals überarbeitet wird. Letztlich dürfte es aber nächste Woche beschlossen werden, da viele Teile auch im Interesse der Grünen sind und auch eine Regierung nach der nächsten Wahl in 4 Jahren damit arbeiten könnte. So sieht es derzeit auch der Markt, weshalb statt weiterem Aufwärtspotential eher ein Abwärtsrisiko besteht, falls es überraschend doch nicht so kommt.
Der extreme Politikfokus macht Vorhersagen schwer und die Prognosegüte nimmt ab. Daher ist es ratsam eine neutrale regionale Gewichtung sicherzustellen. Insbesondere der asiatisch-pazifische Raum rutschte zuletzt oft in den Hintergrund. Dabei ist insbesondere der japanische Markt auch fundamental interessant und die Währung befindet sich im Aufwärtstrend.
Stand 13.03.2025